Grönland. Der 21. Juni war für Grönland nicht irgendein Nationalfeiertag: Es war der 10. Jahrestag der neuen Selbstverwaltung, mit der Grönland weit reichende Autonomie zugestanden wurde – und komplette Unabhängigkeit ein Ziel wurde. Die Hoffnungen von damals, so zeigt ein Blick in die grönländischen Medien, haben sich bisher nur teilweise erfüllt.

Grönlands Flagge, Erfalasorput. Foto Thomas Christiansen
Bis zu „Selvstyreloven“ 2009 war es für Grönland schon ein langer Weg gewesen: Erst dänische Kolonie, ab 1953 dänisches Amt, mit „Hjemmestyret“ 1979 der erste Schritt in die Autonomie und die Übernahme von Aufgaben. Das „Selvstyreloven“ stellte Grönland erstmals (fast) auf Augenhöhe mit Dänemark in der „Rigsfællesskab“, zu der bekanntlich auch die Färöer gehören.
Der staatliche Fernsehsender KNR fasst die Entwicklung seit 2009 in Zahlen zusammen, und die sehen zunächst gut aus: Die Leute verdienen mehr Geld, es sind weniger vom Staat abhängig, mehr haben eine höhere Ausbildung als die „Folkeskole“, das Bruttoinlandsprodukt ist gestiegen und es kommen auch mehr Touristen. Die Bevölkerungszahl ist allerdings von 56.194 auf 55.992 gefallen – viele Grönländer versuchen ihr Glück in Dänemark oder bleiben nach der Ausbildung dort. Dieses Phänomen kennt man auch auf den Färöer.
Begrenzte Feierstimmung
Sermitsiaq.AG gab zu Ehren des Tages eine Sonderausgabe heraus, in der eine Reihe unterschiedliche Leute zu Wort kommen, darunter ein Eisbärenwächter von der Ostküste, der fürchtet, sein Dorf sei in Nuuk vergessen, Oppositionpolitikerinnen, die dazu aufrufen, die Verlierermentalität abzulegen, ein relativ zufriedener Fischer, Bürgerinnen, die mehr Hilfe für missbrauchte Kinder fordern und ein Landes-Oberarzt, der den Personalmangel beklagt. Für Regierungschef Kim Kielsen ist jedenfalls klar, dass alles in Richtung Unabhängigkeit geht, die einzelnen Schritte aber wohl überlegt sein müssen.
Die dänische Zeitschrift Politik veröffentlichte zu dem Termin eine Schwerpunktausgabe zu Grönland , die verschiedene Aspekte aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet – von der Ökononie und der Lebensqualität bis zu der Frage, wie man in einem Land von 56.000 Einwohnern und teurer, teilweise schlechter Internetverbindung ein Medienangebot schaffen kann, das seinen Zweck auch erfüllt.
Ökonomische Zukunft noch unklar

Der Ilulissat Eisfjord zieht Touristen an. Foto Thomas Christiansen
Zu den Hoffnungen auf ökonomischer Ebene gehörte das große Rohstoff-Geschäft. Das läuft bisher bescheiden mit zwei Minen – und der Plan zur Ausbeutung seltener Erden-Metalle in Kvanefjeld/Kuannersuit ist höchst umstritten, weil dort auch Uran liegt. Nach wie vor ist das Land auf den Blockzuschuss aus Dänemark angewiesen. Die Fischerei läuft aber gut, der Tourismus entwickelt sich langsam. Eine neue Flughafenstruktur soll das Land auch für Besucher einfacher zugänglich machen. Nach wie vor gibt es aber viele soziale Probleme und eine Kluft zwischen Städten und dem eher traditionellen Leben in den Dörfern – was im Zuge des Klimawandels immer schwerer geworden ist. Und nicht zuletzt ist Grönland mit seiner strategisch günstigen Lage ein interessantes Ziel für jede Großmacht. Zur besseren Sicherung der Küste verstärkte Dänemark das Arktische Kommando nun mit einer Fregatte.
Frühere Artikel zum Thema Grönland: