Norwegische Staatsbahn verliert sieben Strecken an SJ

Norwegen. Auf den nördlichen Bahnstrecken Norwegens fährt kommendes Jahr die schwedische SJ. Die staatliche norwegische Bahngesellschaft Vy verlor bei der jüngsten Ausschreibung den Auftrag für sieben Strecken zwischen Oslo und Bodø. Danach gab es heiße Diskussionen in Norwegen. Darüber berichtete NRK.

SJ

SJ im Winter auf dem Weg nach Narvik.

SJ habe das deutlich günstigere Angebot vorgelegt, heißt es in der Begründung der norwegischen Bahnbehörde (Jernbahnedirektoratet). SJ Norge, Tochtergesellschaft der schwedischen staatseigenen SJ, will die Strecken zu einem Fünftel des heutigen Preises betreiben und dabei noch die Qualität verbessern. Der staatliche norwegische Bahnkonzern, der sich erst vor kurzem in „Vy“ umbenannt hatte, hatte zwar ebenfalls ein Angebot abgegeben, das unter dem lag, was er heute für die Bedienung der Strecken nimmt. Die Schweden waren aber noch billiger.

Vertrag geht über zehn Jahre

Zu den neu vergebenen Aufträgen gehören die Fern- und Nachtzüge von Oslo nach Trondheim (Dovrebanen), die Fern- und Nachtzüge von Trondheim nach Bodø (Nordlandsbanen) sowie die Regionalverbindungen des nördlichen norwegischen Bahnnetzes. SJ ist bereits auf norwegischen Gleisen unterwegs und fährt von Stockholm nach Oslo sowie von Stockholm nach Narvik.

Für die Bedienung der innernorwegischen Strecken wird SJ Norge die Waggons von der staatlichen Norske tog AS leihen – in diesen Hinsicht erwartet die Fahrgäste also keine Veränderung. Die Angestellten sollen übernommen werden. Zu den Bedingungen gehörte der norwegische Tariflohn und was ein Zugticket maximal kosten darf. SJ Norge beginnt am 7. Juni 2020, der Vertrag geht über zehn Jahre.

Nicht der erste Verlust für Vy

Der Verlust dieser prestigeträchtigen Strecken wurde in den Medien umfassend diskutiert, zumal es nicht der erste ist: Vergangenes Jahr ging die Sørlandsbahn an die britische Go Ahead. Sie wird Ende des Jahres starten.

Trondheim

Nach Trondheim (Foto) und Bodø geht es ab Juni 2020 nur noch mit SJ.

Das Bahnwesen in Norwegen war in der vorigen Amtsperiode Erna Solbergs umstrukturiert worden. Der Staatskonzern NSB wurde in verschiedene Bereiche aufgeteilt (wie in Deutschland) und muss sich nun auch dem Wettbewerb bei der Bedienung der Strecken stellen. Die Umstrukturierung führte allerdings dazu, dass es heute 49 Direktoren gibt statt früher elf, wie NRK nachgezählt hat. Und das Gehalt des VY-Chefs betrage das Dreifache dessen, was die Chefin der Bahnbehörde bekomme. Die Namensänderung von NSB auf VY kostete knapp 29 Millionen Euro.

Zweispurigkeit kommt nicht voran

Für den ehemaligen NSB-Chef Osmund Ueland hat die Regierung am falschen Ende angefangen. Für die Fahrgäste sei es wichtig, dass der Zug schnell, häufig und pünktlich fahre. Dies funktioniere nicht ohne Zweispurigkeit. „30 Jahre lang hat man über Zweispurigkeit geredet, ohne dass besonders viel passiert ist“, zitiert NRK Ueland, der außerdem die „Wettbewerbshysterie“ der Politik beklagt.

Ziel des Wettbewerbs ist, ein besseres Angebot für weniger Geld zu bekommen. Ob die Qualität weiter stimmt, wird sich zeigen. In einer Umfrage kam Vy zuletzt besser bei den Kunden besser an als SJ.

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Die norwegische Bahn heißt bald „Vy“

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