Samische Künstler

Der Joik ist vermutlich die bekannteste samische künstlerische Ausdrucksform. Dabei handelt es sich um einen gutturalen Gesang, bei dem die Töne wichtiger sind als die Worte. Der klassische Joik wird ohne Instrumente vorgetragen. Auch die samischen Schamanen nutzten diesen Stil, in Begleitung einer Trommel. Im Zuge der Christianisierung war der Joik als Ausdruck der alten Religion lange verboten. Samische Künstler waren und sind oft auch politische Botschafter ihres Volkes.

Nils-Aslak Valkeapää

Nils-Aslak Valkeapää. Foto Wikimedia Commons

Nils-Aslak Valkeapää, geboren am 23. März 1943 in Enontekiö, Finnisch-Lappland, samischer Name Áilu Áillohas, dürfte der erste gewesen sein, der den Joik vor großem nichtsamischen Publikum vorgetragen hat. Später lebte er auch in Norwegen. Unter anderem trat er bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Lillehammer 1994 auf. Er schrieb aber auch die Musik für den ersten komplett auf Nordsamisch gedrehten Film „Ofelaš“  von Nils Gaup (norwegisch Veiviseren, international Pathfinder) und spielte selbst eine Rolle darin. Mit seinen Interpretationen entwickelte er den Joik weiter.

Valkeapää malte aber auch und schrieb unter anderem Gedichte. Für „Beaivi, áhčážan“ (Die Sonne, mein Vater), ein Gedichtband auf Nordsamisch mit alten Fotografien, erhielt er 1991 den Literaturpreis des Nordischen Rates. Außerdem war er politisch engagiert, nicht nur in seinen Texten, sondern auch innerhalb des inzwischen aufgelösten Weltrates der indigenen Völker.  Er starb 26. November 2001 in Espoo, Südfinnland, nach einer Lungenembolie in Folge eines Langstreckenfluges. Das Video „The Wind ist blowing through my Heart“ mit englischen Untertiteln zeichnet sein Leben nach.

Mari Boine

Mari Boine beim Nordischen Rat 2003.
Foto: Mikael Risedal/norden.org/CC BY 2.5dk

International bekannt ist auch Mari Boine , geboren am 8. November in Karasjok, Norwegen.  Sie verbindet ihre Tradition mit Elementen des Folk, Jazz und der Weltmusik, singt aber meist in samischer Sprache. In ihren Texten kritisiert sie unter anderem die Unterdrückung der samischen Kultur. Sie komponierte die Musik für den norwegischen Film „Kautokeinoopprøret“, der Kautokeino-Aufstand, von Nils Gaup.

Mari Boine erhielt viele Preise für ihre Werke. 2001 sang sie zur Hochzeit des norwegischen Kronprinzen Haakon mit Mette-Marit. 2003 erhielt sie den Musikpreis des Nordischen Rates. Ihr neues Album „See the woman“ ist das erste, auf dem sie komplett auf Englisch singt.

Eine jüngere Vertreterin samischer Musik ist Sofia Jannok, geboren am 15. September 1982 in Gällivare, Schweden. Sie verbindet samische Folklore mit Pop und Jazz und singt auf Nordsamisch, Schwedisch und Englisch – und thematisiert ebenfalls die Konflikte zwischen Urfolk und Mehrheitsgesellschaft. Biru Baby , die Freundinnen Iki und Hanna aus Nordnorwegen, bauen samische Elemente in eine Mischung elektronischer Musik und Metal ein. Der schwedische Tänzer und Joiker Ola Stinnerbom hat gemeinsam mit dem klassischen Organisten und Komponisten Gunnar Idenstam eine Joikoper geschaffen: A Saami Requiem.

Joik in Castingshows und im ESC

Der Joik ist auch in die Musikwettbewerbe eingezogen. Ella Marie Hætta Isaksen aus Tana, Nordnorwegen, gewann nicht zuletzt dank ihres überzeugenden Joiks den norwegischen Talentwettbewerb „Stjernekamp“. Der Beitrag Norwegens zum Eurovision Song Contest 2019, „Spirit in the Sky“ von Keiino, enthielt einen Joik-Einschlag des samischen Musikers Fred Buljo aus Kautokeino, Nordnorwegen. Das verhalf dem Song zu den meisten Publikumsstimmen und insgesamt zu Platz 5. Es war allerdings nicht das erste Mal, dass Joik bei diesem europäischen Wettbewerb zu hören war. Schon 1980 trat Norwegen mit einem norwegisch-samischen Duo an. Sverre Kjelsberg und Mathis Hætta trugen „Sámiid ædnan“ vor („Samische Heimat“), der Text bezog sich unter anderem auf die Kämpfe um den Bau des Alta-Staudamms.

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