Grönland. Vor einigen Jahren noch schien der Traum zum Greifen nah: Mit seinen Bodenschätzen würden Grönland bald so viel Geld machen, dass man keine Alimente aus Dänemark mehr bräuchte. Daraus wurde nichts. Doch nun ist bereits die zweite grönländische Mine tatsächlich in Betrieb gegangen. Bei der ersten werden Rubine abgebaut, bei der zweiten das Gestein Anorthosit.
Bei Anorthosit handelt es sich um einen kalziumreichen Feldspat, der als Mineral in verschiedenen Produkten eingesetzt werden soll. Hinter dem Abbau am „Weißen Berg“ in Kangerlussuaq steht die kanadische Firma Hudson Resources. Abnehmer ist zunächst ein Glasfaserproduzent. Hudson hofft auch auf einen Einsatz in Farben, Zement und alternativen, ungiftigen Produktionsprozessen für Aluminium. Der Abbauprozess ist rein mechanisch, es werden laut Hudson werden Wasser noch Chemikalien benötigt. Die Abbauprodukte können direkt vor Ort zerkleinert und über den Fjord ausgeschifft werden. „Solange Bergbau auf dem Mond noch nicht machbar ist, ist Grönland weltweit die beste Quelle für Anorthosit“, meint arctictoday. Die Mondkruste besteht nämlich auch zu einem großen Teil aus Anorthosit.
Die ersten regulär abgebauten Rubine aus Aappaluttoq wurden bereits zum Verkauf abgeboten. Die Kollektion ist auf der Internetseite des Juweliers Hartmann in Kopenhagen zu bewundern. Aappaluttoq liegt etwa 200 Kilometer südlich von Nuuk, der Name bedeutet rot. Das Unternehmen Greenland Ruby betont die strengen grönländischen Umweltvorschriften und verantwortungsvolle Abbaumethoden. Dahinter steht die norwegische LNS Group. Sie spang ein, als dem vorherigen Investor das Geld ausging. Das erste Schmuckset aus grönländischen Rubinen wurde im Februar versteigert. Diese Steine stammten noch von den Probebohrungen.
Rubine, Anorthosit – und Uran?
Auch andere Projekte sind in verschiedenen Stadien der Vorbereitung. Den beiden Minen, die nun tatsächlich in Gang sind, ist gemeinsam, dass sie offenbar relativ unproblematisch sind. Sie haben einen überschaubaren Bedarf an Arbeitskräften, vergleichsweise geringe Umweltauswirkungen und es hängen auch keine sicherheitspolitischen Bedenken daran – anders als beim noch nicht endgültig genehmigten Kvanefjeld/Kuannersuit-Mine. Dort soll neben seltenen Erden auch Uran abgebaut werden. Hier droht beim Abbau gesundheitsschädlicher Staub über ein weites Gebiet. Giftiger Abfall soll in einem abgedämmten See gelagert werden. Das Vorhaben ist in Grönland höchst umstritten.
Kvanefjeld-Erz macht Probleme in Dänemark
Dass mit dem Material nicht zu spaßen ist, haben auch die Bewohner von Risø in Dänemark gemerkt. Dort befand sich die dänische Atomforschungsanstalt, und rund 3700 Tonnen Erz aus Kvanefjeld waren in den 1970er Jahren zur Untersuchung dorthin transportiert worden. Dort lagerte es mehr als 30 Jahre ungeschützt auf dem Gelände. Man hatte zwar die offenbar geringe Radioaktivität kontrolliert, aber bis vor zwei Jahren war niemand auf die Idee gekommen, dass der Haufen auch andere schädliche Stoffe enthalten könnte. Wie Dagbladet Roskilde 2017 berichtete, stellte sich bei einer Messung heraus, dass das obere Grundwasser darunter mit Schwermetallen verunreinigt war. Die Dänische Dekommissionierung soll den Haufen nun innerhalb von vier Jahren beseitigen.
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