Spitzbergen (Norwegen). Ist die Messstation auf Spitzbergen ok? Diese Frage erhielten die norwegischen Wissenschaftler nach dem vergangenen, rekordwarmen Sommer. Gemeint ist die Station in Ny Ålesund, die zu einem globalen GPS-Netzwerk gehört. Denn aufgrund der Wärme schmolzen die Gletscher mehr als sonst ab – und der Archipel hob sich in nur drei Monaten um ganze zwei Zentimeter aus dem Erdmantel. Diese Landhebung ist deutlich höher als das, was die norwegischen Vermesser bisher bei Spitzbergen verzeichneten. Darüber berichtete NRK.

Kartverket verfügt über eine Messstation in Ny Ålesund, ist aber zurzeit auch mit einem Vermessungsschiff im Hafen Longyearbyen.
Eismassen sind schwer und drücken eine Landmasse tiefer in den Erdmantel. Wenn das Eis verschwindet, wird die Landmasse leichter und hebt sich wieder daraus hervor. Laut der norwegischen Vermessungsbehörde Kartverket hob sich der Spitzbergen-Archipel, in Norwegen Svalbard genannt, im Sommer von 1994 bis 2021 im Durchschnitt um acht Millimeter. Im Winter ging es dann wieder ein paar Millimeter nach unten. Insgesamt hebt sich Spitzbergen also, aber jedes Jahr nur einige wenige Millimeter.
20 Millimeter Landhebung im Sommer 2024
Dass es innerhalb der drei Sommermonate 2024 gleich 20 Millimeter waren, ist nach Aussage des Vermessungsspezialisten Halfdan Pascal Kierulf von Kartverket gegenüber NRK äußerst ungewöhnlich. Wie berichtet, war der Sommer 2024 insgesamt rekordwarm, und Norwegens größter Gletscher Austfonna im Osten Spitzbergens verlor außergewöhnlich viel Masse. Diese Masse kommt bei den heutigen Verhältnissen nicht wieder – und Spitzbergen wird auch nicht mehr so „tief sinken“. Höchstens ein paar Millimeter während des Winters. Davon ist Vermessungsspezialist Kierulf überzeugt.
Anhand der bekannten Daten von Spitzbergen hat er ausgerechnet, dass dadurch insgesamt eine Million Quadratmeter Land nun theoretisch über Wasser liegen, vergleichbar 150 Fußballplätzen. In der Praxis hängt das von den konkreten Verhältnissen vor Ort ab. Neue Aufgaben also für die Vermesser.
Globales GPS-System nicht auf solche Schwankungen ausgelegt
Die Veränderungen auf Spitzbergen schaffen außerdem Herausforderungen für das globale GPS-System. An diese Art von Variation sei man nicht gewohnt, das System der Erdbeobachtung sei darauf nicht nicht ausgelegt, so Kierulf. Man müsse Methoden finden, dies zu kompensieren, auch wenn es sich nicht um einen linearen Prozess handele.
Der Sommer 2025 hat auf Spitzbergen gerade erst begonnen. Bis auf den April lagen bisher alle Monate des Jahres 2025 über dem Normalwert, dem Durchschnitt 1991-2020.
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