Gammelstad

Als die „Nederluleå kyrka“ 1492 gebaut wurde, lebten in der Region schon länger Menschen. 1621 erhielt der Ort als „Luleå“ Stadtrecht. Doch schon 1649 musste man sich eine Alternative suchen: Der Hafen war zu flach geworden, dabei wurden die Schiffe immer größer. So kam es zur Neuansiedlung Luleås auf der Halbinsel, die heute noch das Zentrum bildet und wo seit 1893 auch die Domkirche steht. Der erste Ort der Stadtgründung heißt heute Gammelstad – alte Stadt. Gammelstad Kyrkbyn ist mit der Linie 9 einfach erreichbar. 

Nederluleå kyrka

Nederluleå kyrka, Luleås ältestes Gebäude, und „Kyrkbyn“ in Gammelstad.

Wo dieser frühere Hafen war, grasen heute die Tiere des Freilichtmuseums Hägnan – er ist nicht mehr als solcher zu erkennen, der ehemalige Meeresarm ist ein geschrumpfter, von Sumpf umgebener Binnensee. Hinter dieser Veränderung steckt die postglaziale Landhebung, ein Phänomen, das immer noch die Küstenlinie Schwedens und Finnlands in der nördlichen Ostsee verändert. Der schwere Eispanzer der vergangenen Eiszeit hatte die Erdkruste in den weicheren Erdmantel gedrückt. Am dicksten war er etwas südlich des heutigen Umeå. Nach dem Abschmelzen des Eises setzte eine Gegenbewegung ein, die bis heute anhält. Im Bereich Luleå hebt sich das Land noch mit etwa 8 Millimetern pro Jahr. Wie die Landhebung die Küstenlinie veränderte, lässt sich sehr gut an einem Modell im Visitor Center sehen. Man stößt automatisch darauf, wenn man einmal um die Kirche herumläuft.

Die Kirche und ihr Dorf

Im Weltkulturerbe Gammelstad Kyrkbyn sieht man nicht nur Nordschwedens älteste spätmittelalterliche Steinkirche auf einem Hügel. Darum herum befindet sich rund 400 Hütten in Falun-Rot, die „Kyrkstugor“, also „Kirchhütten“.

Nederluleå Kyrka

Nederluleå Kyrka, Gammelstad, im Winter

Früher war Kirchgang zu bestimmten Feiertagen Pflicht, viele hatten allerdings einen weiten Weg. Sie übernachteten dann in den Hütten und nutzen die Gelegenheit zum Austausch mit anderen. Das gab es auch woanders, in Gammelstad ist das Kirchdorf aber besonders gut erhalten. Dass das Stadtzentrum umziehen musste, dürfte dazu beigetragen haben, dass die Hütten nicht wegen Platzbedarf abgerissen wurden. Wie es in so einer Kyrkstuga aussehen kann, zeigt das Visitor Center.  Im Winter kann man dort auch Tretschlitten für eine Rundtour ausleihen. Die roten Hütten bilden dann einen reizvollen Kontrast zum Schnee.

Museum, Kultur und Feste

Manche dieser Kirchhütten werden von ihren Besitzern gut genutzt, andere stehen leer. Auch die Schriftstellerin Åsa Larsson kaufte dort vor kurzem eine „kyrkstuga“.  Gammelstad ist aber kein reines Museumsdorf, es gibt auch ganz normale Wohnhäuser. Im  Freilichtmuseum Hägnan am Fuß des Hügels wird jedes Jahr Mittsommer gefeiert und Norrbottens Teater spielt dort Sommertheater unter freiem Himmel. Im Winter findet dort jeweils am zweiten Adventswochenende der „Julmarknad“ statt.

Zu Fuß entlang der früheren Meeresbucht

Köpmanhällan

Am Felsen Stora Köpmanhällan suchten früher Schiffe Schutz – heute liegt er nicht mehr am Wasser.

Die Landhebung erklärt auch, warum viele Orte und Ortsteile ein „ö“ oder „ön“ im Namen haben, obwohl sie gar keine Inseln zu sein scheinen. Früher waren sie aber welche – nur sind sie samt ihrer Umgebung aus dem Meer oder Fluss gewachsen. Die Entwicklung wird besonders deutlich, wenn man den ausgeschilderten und mit Infotafeln versehenen Wanderweg von Gammelstad nach Porsön geht. Im Sommer sollte man dabei auf Mücken vorbereitet sein und sich entsprechend schützen. Er beginnt am Freilichtmuseum Hägnan. An beiden Enden sind Bushaltestellen nicht weit (Gammelstad Kyrkbyn Linie 9, Porsön Vänortsvägen Linie 4).

Andrea Seliger, letzte Aktualisierung 24.2. 2024

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