Stadtführer Tornio und Haparanda im Winter

Der Victoriaplatz ist auch im Winter der schnellste Weg von Schweden nach Finnland und umgekehrt. Die Landesgrenze fällt allerdings mehr auf: Die schwedische Seite ist meist schlecht geräumt, während das Einkaufszentrum „Rajalla“ auf der finnischen Seite seinen Eingangsbereich schnee- und eisfrei hält. Zu Silvester ist dieser Platz übrigens besonders beliebt: Hier feiert man innerhalb einer Stunde zwei Mal den Jahreswechsel, erst nach finnischer, dann nach schwedischer Zeit!

weiße verschneite Fläcke mit Schneemobil-Spuren, gelbes Warnschild, Rettungsring an Halterung, Spaziergänger mit Hund, im Hintergrund Ufer

Blick von Haparandas Strand über den zugefrorenen Fluss auf die finnische Seite und Alatornion Kirkko

Der Winter erzwingt eine Pause für manche Aktivitäten und schafft die Möglichkeiten für andere. Der Torne-Fluss wird zu einer weiten, weißen, starren Fläche zwischen den Zwillingsstädten Haparanda und Tornio und lädt ein zum Eisangeln, Skifahren oder Eisbaden. Schneemobile kreuzen den Fluss. Bis er sich Anfang Mai auf oft recht dramatische Weise seines Eispanzers wieder entledigt.

Hier treibt das Eis unter der Eisenbahnbrücke durch Richtung Meer (2020):

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Wichtige Termine:

  • Tornion suurpilkit: Finnlands größtes Eisangel-Event Ende März, über drei Tage, mit Begleitprogramm (28-30. März 2025)
  • Silvester: Feier auf dem Victoriaplatz mit Feuerwerk nach finnischer und schwedischer Zeit.

So verläuft das Winterhalbjahr in Tornio/ Haparanda:

  • Eis SChärengarten

    Erstes Eis im Schärengarten vor Haparanda Ende November.

    Herbst: In den Nächten ist es bereits dunkel genug für Nordlicht. Die ersten Nachtfröste treten auf, das Laub verfärbt sich und fällt, man kann noch Beeren pflücken, es ist aber noch nicht kalt genug für eine richtige Eisschicht auf den Gewässern (September-Oktober)

  • Vorwinter: Es fällt der erste Schnee, der auch liegen bleibt, auf geschützten Gewässern und in geschützten Buchten trägt das erste Eis bereits. Es können auch warme Phasen auftreten, die all das wieder tauen lassen. Das Tageslicht schwindet. (November-Anfang Dezember)

  • Großer beleuchteter Weihnachtsbaum in der Mitte eines Kreisverkehrs, Dunkelheit, Schnee auf dem Boden

    Weihnachtsbaum auf dem zentralen Platz in Haparanda

    Winter: In der dunkelsten Zeit kommt die Sonne kaum noch über den Horizont, am 21. Dezember sind es nur knapp drei Stunden. Schnee und Eis sind gekommen, um zu bleiben. Etwas zeitversetzt folgt die Kälte. Januar und Februar sind die kältesten Monate.  Die Durchschnittstemperatur beträgt -9 °C. Nach der Wintersonnwende werden die Tage schnell wieder länger.

  • Loipe, im Hintergrund Eisenbahnbrücke

    Loipe am schwedischen Flussufer.

    Frühlingswinter: Schon im Februar sind die Tageslichtzeiten wieder deutlich gewachsen, langsam steigen auch die Temperaturen wieder, abhängig von den Luftströmungen. Lange Tage, aber noch zuverlässige Schnee- und Eislage machen den „Vårvinter“ zu einer beliebten Zeit für Wintersport (Ende Februar- Mitte April).

Sonnenstrahl in der Dunkelheit

Wenn im Dezember um 12.30 Uhr die Sonne untergeht. Nach finnischer Zeit 13.30 Uhr.

Lichtverhältnisse: Haparanda und Tornio liegen etwa 80 Kilometer südlich des Polarkreises, haben also keine Polarnacht. Am kürzesten Tag, dem 21. Dezember, kommt die Sonne theoretisch noch für drei Stunden über den Horizont. Sie steigt nur auf 1,2 Grad, und da sie so tief steht, wird sie schnell von Häusern oder Bäumen verdeckt.

Das schräge Licht des Winters an klaren Tagen hat jedoch eine besondere Stimmung und die Dämmerungsphasen sind länger. Dieses Licht kann aber auch blenden, und der Schnee reflektiert, deshalb gehört eine Sonnenbrille unbedingt ins Gepäck. Da das Licht im tiefsten Winter so rar ist, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, auf welche Zeitzone sich die Angaben zu Sonnenauf- und Untergang beziehen.

Polarlicht sieht man in Tornio und Haparanda von Ende August bis Mitte April.

Temperaturen: Die Sonne hat im tiefsten Winter keine Kraft. Die Temperaturen hängen allein davon ab, welche Luftströmungen gerade herrschen. Eine Phase mit bis zu -30 Grad kann im Winter ebenso vorkommen wie Tage knapp über 0 Grad. Das persönliche Empfinden hängt dann noch davon ab, wie viel Wind weht. Vernünftig gekleidet – Eitelkeit ist hier fehl am Platz – und in Bewegung lässt sich die Kälte jedoch aushalten.

Broddar

Glatter Boden: Mit „broddar“ am Stiefel geht es sich sicherer.

Bodenverhältnisse: Wenn die Temperaturen zwischen Minus- und Plusgraden wechseln oder wenn Regen auf eiskalten Boden fällt, wird es schnell glatt. Nicht ohne Grund benutzen Autofahrer in Nordschweden und Nordfinnland Reifen mit Spikes. Solche kann man sich auch unter die Schuhe ziehen. Erhältlich sind sie in Supermärkten und Apotheken. Auf Schwedisch heißen sie „broddar“, auf Finnisch „Liukueste“ bzw. Liukueste kenkiin (kenkiin-für Schuhe). Ein Modell mit mehr Nägeln bringt deutlich mehr Trittsicherheit als das sparsame City-Modell. Hotels mögen es allerdings meist nicht, wenn man Spikes an den Füßen über ihre Böden läuft, also rechtzeitig wieder abmachen. Mit Einlegesohlen hält man die Füße zusätzlich warm. Wer gerne abseits geräumter Wege läuft, sollte auch daran denken, dass der Schnee tiefer sein kann als ein knöchelhoher Stiefel. Man kann natürlich auch in warme Winterstiefel mit integrierten Spikes investieren.

Ausrüstung/Reisegarderobe: In Haparanda gibt es Outletcenter mehrerer namhafter Sport- und Outdoor-Firmen sowie ein lokales Geschäft in fußläufiger Entfernung voneinander: Haglöfs (bei Coop), Stadium und Naturkompaniet (Ikea-Komplex) sowie Peak Performance und Sporthuset (auf der gegenüberliegenden Straßenseite).  In der Hallituskatu in Tornio ist ein Intersport.

Ansonsten gibt es im „Rajalla“ am Victoriaplatz natürlich auch Läden, die warme Jacken und gefütterte Hosen verkaufen. Wer nicht viel Geld ausgeben möchte: Die Pfingstmission (PMU) betreibt in Haparanda einen Second-Hand-Laden für Alltagskleidung (Västra Esplanaden 45).

Zum ersten Mal in Tornio/ Haparanda

Grenzziehung Tornio

Grenzziehung bei Tornio. Ausschnitt aus einem historischen Schild am Golfplatz (Pfeil).

Wäre die politischen Entwicklung der vergangenen 250 Jahre anders verlaufen, gäbe es heute an der Mündung des Torne-Flusses möglicherweise nur eine Stadt: das mächtige Tornio, 1621 als Torneå vom schwedischen König Gustav II Adolf gegründet. Sie hätte nicht nur ihr Zentrum auf der Insel Suensaari, sondern würde sich zu beiden Uferseiten ausbreiten. Haparanda wäre vielleicht ein Ortsteil von Tornio. So ist es bekanntlich nicht gekommen. Der verlorene Krieg gegen Russland 1809 machte aus der einst nördlichsten schwedischen Stadt zunächst eine russische, bevor es eine finnische wurde, und schnitt sie von der westlichen Uferseite ab. Inzwischen kann man die Landesgrenze an vielen Stellen mit einem Schritt queren – aber Jahrhunderte der getrennten Entwicklung haben natürlich ihre Spuren hinterlassen.

Warum war Tornio schwedisch, russisch und finnisch? Wer war der prominenteste Reisende dort 1917? Warum ist der Bahnhof in Haparanda so groß? Siehe dazu: Tornio und Haparanda: Geschichte

Victoriaplatz – der neue Mittelpunkt

Im Winter sind die Landesgrenzen sehr deutlich zu sehen: Rund um das Einkaufszentrum auf der finnischen Seite wird besser geräumt.

Der Victoriaplatz ist das Symbol der neuen gemeinsamen Entwicklung. Seine physische Existenz wurde ermöglicht von der postglazialen Landhebung – der flache Flussarm zwischen der Insel mit Tornios Altstadt und dem schwedischen Ufer verlandete mehr und mehr. Seine außergewöhnliche Gestaltung verdankt er dem gemeinsamen EU-Beitritt der Länder 1995. Die EU ermöglichte nicht nur die Zollunion, sondern bezuschusste auch die Umsetzung der gemeinsamen Pläne von Tornio und Haparanda für diesen Ort.

Atempause „auf der Grenze“

Der Victoriaplatz ist deshalb ein guter Ort, um einen Rundgang zu beginnen, der naturgemäß zwei Schleifen hat – eine durch Tornio und eine durch Haparanda. Wer sich vorher stärken möchte, findet im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Gastronomie mit Blick nach draußen und WLAN. Das Einkaufszentrum liegt auf der finnischen Seite und heißt „rajalla“ oder schwedisch „på gränsen“, übersetzt „auf der Grenze“. Dort gibt es auch einfach zugängliche kostenlose Toiletten.

Ankunft/Parkmöglichkeiten

Wer mit dem Bus ankommt, hat es nur etwa 100 Meter vom gemeinsamen Reisezentrum aus. Wer mit dem Auto kommt, findet meist einen Parkplatz an der Länsiranta auf der finnischen Seite mit Parkscheibe, gegenüber dem Einkaufszentrum. Zum Einkaufszentrum gehört auch eine Tiefgarage – besonders hilfreich an Tagen mit tiefem Frost und Schneesturm.

Stadtrundgang im Winter

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Kojamo im Schnee

Wichtige Fuß- und Radwege werden auch im Winter geräumt und gestreut. Einige Pfade in Tornio direkt am Fluss sind dann allerdings zugeschneit und man hält sich besser dort, wo man auch gehen kann. Ein Spaziergang lohnt sich auch im Dunkeln: Dann kommt beispielsweise die farbige Beleuchtung von Kojamo, dem Edelstahl-Kunstwerk am Anleger Nordbergs mölja so richtig zur Geltung, und die Brücke dahinter hat beleuchtete Elemente. In der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist auch der Lichterschmuck in den Fenstern dekorativ.

Ausgangspunkte für beide ist der Victoriaplatz:

Mehr den Sehenswürdigkeiten in den beiden Städten siehe

Stadtführer Tornio und Haparanda im Sommer

 

Andrea Seliger, letztes Update 5.3.2025

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