Stadtführer Tornio und Haparanda im Winter

Im Sommer prägt der Torne-Fluss das Bild der Zwillingsstädte Haparanda und Tornio. Im Winter geht der Blick über eine weite weiße, starre Fläche. Bis der Fluss sich Anfang Mai auf oft recht dramatische Weise seines Eispanzers wieder entledigt.

Blick von Haparandas Strand über den Fluss zu Alatornion Kirkko.

Der Winter erzwingt eine Pause für manche Aktivitäten und schafft die Möglichkeiten für andere. Was sich nicht ändert: Der Victoriaplatz ist nach wie vor der schnellste Weg von Schweden nach Finnland und umgekehrt. Nur dass die schwedische Seite meist schlecht geräumt ist, während das Einkaufszentrum „Rajalla“ auf der finnischen Seite seinen Eingangsbereich eisfrei hält.

Zu Silvester ist dieser Platz übrigens besonders beliebt: Hier feiert man innerhalb einer Stunde zwei Mal den Jahreswechsel, erst nach finnischer, dann nach schwedischer Zeit!

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Im Winter sind die Landesgrenzen sehr deutlich zu sehen: Rund um das Einkaufszentrum auf der finnischen Seite wird besser geräumt. Links noch die Reste einer Schneekunstaktion.

 

 

So verläuft das Winterhalbjahr in Tornio/ Haparanda:

  • Herbst: In den Nächten ist es bereits dunkel genug für Nordlicht. Die ersten Nachtfröste treten auf, das Laub verfärbt sich und fällt, man kann noch Beeren pflücken, es ist aber noch nicht kalt genug für eine richtige Eisschicht auf den Gewässern (September-Oktober)

  • Eis SChärengarten

    Erstes Eis im Schärengarten vor Haparanda Ende November.

    Vorwinter: Es fällt der erste Schnee, der auch liegen bleibt, auf geschützten Gewässern und in geschützten Buchten trägt das erste Eis bereits. Es können auch warme Phasen auftreten, die all das wieder tauen lassen. Das Tageslicht schwindet. (November-Anfang Dezember)

  • Winter: In der dunkelsten Zeit kommt die Sonne kaum noch über den Horizont, am 21. Dezember sind es nur knapp drei Stunden. Schnee und Eis sind gekommen, um zu bleiben. Etwas zeitversetzt folgt die Kälte. Januar und Februar sind die kältesten Monate.  Die Durchschnittstemperatur beträgt -9 °C. Nach der Wintersonnwende werden die Tage schnell wieder länger.

  • Silvester: Gemeinsame öffentliche Feier mit Feuerwerk auf dem Victoriaplatz, auf der Grenze zwischen beiden Ländern. Erst nach finnischer Zeit, dann nach schwedischer Zeit.
  • Frühlingswinter: Schon im Februar sind die Tageslichtzeiten wieder deutlich gewachsen, langsam steigen auch die Temperaturen wieder, abhängig von den Luftströmungen. Lange Tage, aber noch zuverlässige Schnee- und Eislage machen den „Vårvinter“ zu einer beliebten Zeit für Wintersport (Ende Februar- Mitte April).
Bahnhof Haparanda nachts

Bahnhof Haparanda im Dezember.

Lichtverhältnisse: Haparanda und Tornio liegen etwa 80 Kilometer südlich des Polarkreises, haben also keine Polarnacht. Am kürzesten Tag, dem 21. Dezember, kommt die Sonne theoretisch noch für drei Stunden über den Horizont. Sie steigt nur auf 1,2 Grad, und da sie so tief steht, wird sie schnell von Häusern oder Bäumen verdeckt.

Das schräge Licht des Winters an klaren Tagen hat jedoch eine besondere Stimmung und die Dämmerungsphasen sind länger. Dieses Licht kann aber auch blenden, und der Schnee reflektiert, deshalb gehört eine Sonnenbrille unbedingt ins Gepäck. Da das Licht im tiefsten Winter so rar ist, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, auf welche Zeitzone sich die Angaben zu Sonnenauf- und Untergang beziehen.

Polarlicht sieht man in Tornio und Haparanda von Ende August bis Mitte April.

Temperaturen: Die Sonne hat im tiefsten Winter keine Kraft. Die Temperaturen hängen allein davon ab, welche Luftströmungen gerade herrschen. Eine Phase mit bis zu -30 Grad kann im Winter ebenso vorkommen wie Tage knapp über 0 Grad. Das persönliche Empfinden hängt dann noch davon ab, wie viel Wind weht. Vernünftig gekleidet – Eitelkeit ist hier fehl am Platz – und in Bewegung lässt sich die Kälte jedoch aushalten.

Broddar

Glatter Boden: Mit „broddar“ am Stiefel geht es sich sicherer.

Bodenverhältnisse: Wenn die Temperaturen zwischen Minus- und Plusgraden wechseln oder wenn Regen auf eiskalten Boden fällt, wird es schnell glatt. Nicht ohne Grund benutzen Autofahrer in Nordschweden und Nordfinnland Reifen mit Spikes. Solche kann man sich auch unter die Schuhe ziehen. Erhältlich sind sie in Supermärkten und Apotheken. Auf Schwedisch heißen sie „broddar“, auf Finnisch „Liukueste“ bzw. Liukueste kenkiin (kenkiin-für Schuhe). Ein Modell mit mehr Nägeln bringt deutlich mehr Trittsicherheit als das sparsame City-Modell. Hotels mögen es allerdings meist nicht, wenn man Spikes an den Füßen über ihre Böden läuft, also rechtzeitig wieder abmachen. Mit Einlegesohlen hält man die Füße zusätzlich warm. Wer gerne abseits geräumter Wege läuft, sollte auch daran denken, dass der Schnee tiefer sein kann als ein knöchelhoher Stiefel. Man kann natürlich auch in warme Winterstiefel mit integrierten Spikes investieren.

Ausrüstung: In Haparanda gibt es Outletcenter mehrerer namhafter Outdoor-Hersteller: Haglöfs, Fjällräven, Naturkompaniet und Peak Performance. In der Hallituskatu in Tornio ist ein Intersport.

Falls man die Temperaturen falsch eingeschätzt hat und nicht viel Geld ausgeben möchte: Die Pfingstmission (PMU) betreibt in Haparanda, einen Second-Hand-Laden für Alltagskleidung (Västra Esplanaden 45).

Stadtrundgang im Winter

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Kojamo im Schnee

Wichtige Fuß- und Radwege werden auch im Winter geräumt und gestreut. Einige Pfade in Tornio direkt am Fluss sind dann allerdings zugeschneit und man hält sich besser dort, wo man auch gehen kann. Ein Spaziergang lohnt sich auch im Dunkeln: Dann kommt beispielsweise die farbige Beleuchtung von Kojamo, dem Edelstahl-Kunstwerk am Anleger Nordbergs mölja so richtig zur Geltung, und die Brücke dahinter hat beleuchtete Elemente. In der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist auch der Lichterschmuck in den Fenstern dekorativ.

Mehr zur Geschichte und den Sehenswürdigkeiten in den beiden Städten siehe

Stadtführer Tornio und Haparanda im Sommer

 

Andrea Seliger, letztes Update 30.3.2024

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