Norwegen/Grönland. Die Passagiere des Kreuzfahrtsschiffs Viking Sea, das vor Norwegen in Seenot geriet, sind längst alle wieder an Land. Dort zieht der Fall weite Kreise. Denn die Viking Sea hatte Glück im Unglück – in Grönland oder auf Spitzbergen wäre jegliche Hilfe weit schwieriger gewesen.
In Grönland verfolgte man die Entwicklung aus gutem Grund: Das Schwesterschiff der Viking Sky, die Viking Sea, lag im September 2018 vor Anker vor Qaqortoq, berichtet Sermitsiaq. Die Route folgte den Spuren der Wikinger und ging von Bergen über die Färöer und Island nach Grönland und weiter nach Kanada. Alles lief nach Plan. Aber auch vor Kap Farvel kann es hohe Wellen geben. Was, wenn da die Motoren ausgefallen und das Schiff auf die Felsen getrieben wären?
Sermitsiaq zitiert Folketings-Politikerin Aaja Chemnitz Larsen: Die meint, die Bereitschaft auf Grönland wäre nicht gut genug für Kreuzfahrtschiffe mit rund 1000 Passagieren. Auf der Viking Sky waren insgesamt 1373 Menschen an Bord. Knapp 500 wurden per Hubschrauber evakuiert – bis das Schiff von einem Schlepper in den Hafen von Molde gezogen werden konnte. In Grönland, so erinnert ein Experte in Sermitsiaq, sind nicht nur die Distanzen weiter. Die Küste ist auch schlecht kartiert. Das soll sich zwar ändern, doch noch fahren alle mit Seekarten, die nicht unbedingt genau der Realität und dem GPS entsprechen.
Im kommenden Sommer erwartet Grönlands Hauptsstadt Nuuk unter anderem Besuch von „MSC Orchestra” mit bis zu 3200 Passagieren sowie von ”Caribbean Princess” mit 3114 .
Hurtigruten-Chef will Größenbegrenzung für den hohen Norden
Auch in Norwegen geht die Diskussion weiter. In Nordnorwegen oder Spitzbergen wäre Hilfe schwieriger gewesen, hatte bereits Ministerpräsidentin Erna Solberg zugegeben. Die Rettung der Fischer von der „Northguider“ nach Weihnachten bei Spitzbergen wurde im Nachhinein als „an der Grenze des Machbaren“ bewertet. Professor Odd Jarl Borch von der Nord Universität in Bodø forscht mit einem internationalen Team zur Bereitschaft im hohen Norden und drängt schon länger auf Verbesserungen. Gegenüber High North News sagte er, er hoffe, die Ereignisse um die Northguider und die Viking Sky dienten als Weckruf. „Wir sehen, dass die Kreuzfahrschiffe ständig größer werden“. Unter anderem war die MSC Meraviglia mit Platz für fast 6000 Passagiere am Nordkapp (Honningsvåg) und in Longyearbyen.
Daniel Skjeldam, Chef der Reederei Hurtigruten, hat dazu eine klare Meinung: Er möchte die Größe der Schiffe im hohen Norden begrenzen. Das sagte er bereits im Januar auf der Arctic Frontiers- Konferenz in Tromsø, High North News erinnert daran, und auch aktuell zu AFP. Hurtigruten gehört auch zu den Veranstaltern, die kein Schweröl mehr einsetzen, anders als viele große Kreuzfahrer. Im Notfall ist deshalb nicht nur die Evakuierung der vielen Menschen ein Problem. Auslaufender Treibstoff wäre auch eine besonders üble Umweltbelastung.
Frühere Artikel zum Thema: