Grönland. Präzises Navigieren per GPS, an Land oder auf See ist in Europa heute eine Selbstverständlichkeit. Nicht aber in Grönland. Denn das Kartenmaterial ist veraltet und passt nicht zu den heutigen Standards der Satellitennavigation – besonders problematisch bei Notfällen. Nun werden die eisfreien Gebiete neu kartiert – und dabei hilft, dass auch die USA daran ein großes Interesse haben. Das berichtet der dänische Journalist Martin Breum auf seiner Webseite.
2017 rutschte eine Felswand im Karratfjorden ab und löste einen Tsunami aus, der mehrere Dörfer betraf. Vier Menschen starben dabei, der Ort Nuugaatsiaq darf bis heute nicht wieder bezogen werden. Für die Rettungsarbeiten wäre es nützlich gewesen, wenn es vernünftige Karten gegeben hätte, wie Breum berichtet. Doch auch ganz normale Planungsarbeit vom Wasserkraftwerk bis zum privaten Bauvorhaben würden durch dadurch erschwert, dass das vorhandene Material größtenteils auf Luftaufnahmen aus den 1930er Jahren, mit Glück aus den 1970er oder 1980ern basiere, das nicht mit dem GPS-System kompatibel sei. Die Karten seien außerdem nicht detailliert genug.
Neue Karten digital und GPS-kompatibel
Doch nun ist ein umfassender Prozess in Gang, der Grönlands eisfreie Gebiete auf neue, digital nutzbare Karten bannen soll. Dafür war vermutlich hilfreich, dass Grönland geopolitisch wieder interessant ist. Amerikanische Satellitenbilder werden dazu beitragen, es wird auch eine nicht öffentliche militärische Version geben.
Neue Karten sind aber auch mit Blick auf die Investoren gefragt, die sich für Rohstoffe auf Grönland interessieren. Für den wachsenden Schiffsverkehr wiederum wären korrekte Seekarten notwendig. Dänemarks professionelle staatliche Kartografen werden das Material aus Satellitenbilder erstellen, Vertreter Grönlands werden mit ihrer Lokalkenntnis beitragen, auch zur korrekten Bezeichnung der Orte. Das eisfreie Gebiet Grönlands umfasst etwa zehn mal die Fläche Jütlands, Fünens und der Inseln. Die Kartierung soll 2022 abgeschlossen sein.
Eine ganz spezielle digitale Grönlandkarte gibt es bereits: Sie wurde mit Hilfe von Radarbildern erstellt und zeigt die Topographie unter dem Eispanzer. Damit wurden bisher zwei Krater gefunden, die vom Einschlag großer Asteroiden stammen könnten: