Schweden: Keine geeigneten neuen Nachtzüge im Angebot?

Schweden. Die schwedische Verkehrsbehörde Trafikverket hat die Ausschreibung für neue Schlaf- und Liegewagen sowie Loks für die Strecke nach Nordschweden gestoppt. Denn keines der bisher eingetroffenen Angebote erfüllte die Anforderungen. Im Herbst soll eine neue Ausschreibung starten. Doch der Plan, dass 2030 neue Wagen und Loks rollen, dürfte so nur noch schwer zu erfüllen sein. Darüber berichteten SVT und järnvägar.nu.

Blau-schwarzer Zug, Aufschrift Sovvagn

Die aktuellen schwedischen Schlaf- und Liegewagen müssen noch etwas durchhalten – es ist kein Ersatz in Sicht.

Die aktuellen Nachtzug-Wagen erfüllen zwar (meistens) noch ihren Zweck, aber einige von ihnen sind mehr als 40 Jahre alt. Regelmäßig gehen die Toiletten unterwegs kaputt, es gibt keine Klimaanlage, das WLAN funktioniert in den meisten Wagen nicht – um nur einige der Punkte zu nennen, die Reisenden auf dieser langen Strecke zwischen Stockholm und dem Polarkreis  das Leben schwer machen. Und es sollte sich ja was ändern: 91 neue Schlaf- und Liegewagen sowie zehn neue Loks sollten angeschafft werden. 5,5 Milliarden SEK, fast 500 Millionen Euro waren dafür eingeplant. „Keines der Angebote, die von den Bahnherstellern kamen, erfüllte die Anforderungen von Trafikverket. Was bei bei den Angeboten fehlte, unterliegt aber der Vertraulichkeit“, schreibt SVT.

Wagen sollen -40°C aushalten

Zu den bekannten Anforderungen gehört, dass die Wagen auch bei -40 °C noch funktionieren sollen. Dass dies nicht übertrieben ist, zeigte der Winter 2023/2024. Die Wagen sollen außerdem das breite Raumprofil haben, das in Schweden und Norwegen benutzt wird. 

Ausschreibung für neuen Nachtzugbetreiber war auch nicht erfolgreich

Der schwedische Staat stellt zwar die Züge, will die Nachtzüge aber nicht selbst betreiben. Der Betreiber wird über eine Ausschreibung ermittelt, dabei kann sich natürlich auch die staatseigene SJ bewerben.  Diese betreibt auch aktuell den Nachtzug Stockholm- Nordschweden-Narvik, allerdings in direktem Auftrag, weil der frühere Betreiber Vy (norwegische Staatsbahn) überraschenderweise zum frühestmöglichen Termin ausgestiegen war. Laut Vy damals waren die Wagen in schlechterem Zustand als erwartet.

Kritik an Ausschreibungsbedingungen

Der Betrieb der schwedischen Nachtzüge zwischen Stockholm und Nordschweden/Narvik ab Dezember 2026 war ausgeschrieben worden, aber niemand hatte sich darauf beworben – nicht einmal SJ. Gegenüber järnvägar.nu äußerte ein Vertreter von SJ damals, die Bedingungen müssten „realistisch“ sein. Laut SVT will Trafikverket nun SJ, Vy und die finnische VR zum Gespräch einladen.

Bahn keine Priorität der aktuellen schwedischen Regierung

Die schwedischen Nachtzüge sind grundsätzlich gut nachgefragt, auch von Touristen. Verspätungen und Pannen kommen allerdings zunehmend häufiger vor. Daran ist aber nicht nur das  veraltete Rollmaterial schuld, sondern der allgemein vernachlässigte Zustand des gesamten Systems. Da die Nachtzüge über Stecken fahren, die größtenteils eingleisig sind, sind sie besonders anfällig bei Störungen. Auch wenn immer wieder einzelne Erneuerungsarbeiten durchgeführt werden: Der politische Wille der aktuellen Regierung, das Bahnsystem insgesamt wieder zu verbessern, ist gering – deren Prioritäten liegen auf dem Straßen- und Flugverkehr

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