Zu wenig Geld: Vy will nicht mehr den Nachtzug nach Narvik fahren

Schweden. Das staatliche norwegische Verkehrsunternehmen Vy möchte nicht länger den Nachtzug Stockholm-Narvik betreiben – jedenfalls nicht zum aktuellen Preis. Das gab das Unternehmen gestern bekannt. Vy verzichtet damit auf die Option, seinen Vertrag um zwei Jahre zu verlängern, es sei denn, es gibt mehr Geld. Darüber berichteten järnvägar.nu und SVT.

Loks und Wagen

Züge von Vy in Luleå.

Vy betreibt den Nachtzug Stockholm-Riksgränsen (-Narvik) seit Dezember 2020. Zuvor hatte Vy mit einem sehr niedrigen Angebot die Ausschreibung der schwedischen Verkehrsbehörde (Trafikverket) gegen den schwedischen Staatskonzern SJ gewonnen, der die Verbindung zuvor betrieben hatte. Die Loks und Wagen stellt dabei Trafikverket. Vy wird noch seine vertragliche Verpflichtung bis Dezember 2024 erfüllen und hätte die Möglichkeit gehabt, um zwei Jahre zu verlängern, bevor neu ausgeschrieben werden muss. Diese Option will der Konzern also nicht in Anspruch nehmen. Als Begründung führt der Vy-Vertreter an, Loks und Wagen seien in einem schlechteren Zustand gewesen als erwartet.

Alte, störungsanfällige Züge

Dass die Züge alt und störungsanfällig sind, ist ein Fakt. In der Hitliste der Verspätungen haben nordschwedische Bahnhöfe Spitzenplätze und Vy musste bereits Strafen zahlen, unter anderem für defekte Toiletten.

Corona und Entgleisungen

Fakt ist auch, dass Vy seine Zeit als Betreiber in der Coronapandemie begann, wo die Kapazitäten nicht voll ausgelastet werden durften und es auch nicht viele Reisende gab. Die vergangenen Monate und noch bis in den Mai können die Züge wiederum nicht ausgelastet werden, weil ein Stück Bahnstrecke bei Vassijaure noch nicht wieder für den Personenverkehr freigegeben ist. Was zurzeit heißt: Kein Personenzugverkehr zwischen Björkliden und Narvik.

Geringes Gebot – Geld reicht nicht

Und ebenso Fakt ist, dass Vy den Zug mit sehr viel weniger Staatszuschuss betrieb als zuvor SJ.  Laut järnvägar.nu bekommt Vy insgesamt 42,1 Millionen SEK für vier Jahre, also 10,5 Millionen SEK jährlich,  und muss davon jährlich noch 35 Millionen SEK für die Züge zahlen. Vy war damit auf Gewinn angewiesen, um überhaupt auf eine Null zu kommen. Das hat nicht funktioniert, der Mutterkonzern habe bereits zuschießen müssen, so järnvägar.nu – selbst 2023 reichte es nicht.

SJ habe dagegen 116 Millionen SEK jährlich bekommen. SJ habe zwar auch doppelt so viel für die Züge zahlen müssen, aber insgesamt trotzdem mehr Geld erhalten.

Das niedrige Gebot hatte Vy allerdings selbst abgegeben.

Zwischenlösung für die kommenden beiden Jahre

Da die Zeit bis Dezember zu kurz ist für eine formelle Neuausschreibung, will Trafikverket nun für zwei Jahre einen Anbieter beauftragen und gleichzeitig eine neue Ausschreibung für einen Betreiber ab Dezember 2026 vorbereiten. Die Auswahl an Anbietern ist begrenzt. Für den Preis, für den Vy gearbeitet hat, wird sich niemand finden.  Und das kritisierte Zugmaterial bleibt dasselbe. Erst in ein paar Jahren dürfen sich Fahrgäste und Betreiber auf einen neuen Nachtzug freuen.

Das Ausschreibewesen hat in Skandinavien schon zu seltsamen Konstellationen geführt. Aufgrund des niedrigen Preises erhielt mit Vy die norwegische Staatsbahn den Auftrag für den längsten schwedischen Nachtzug. In Norwegen fährt wiederum der schwedische Staatskonzern SJ unter anderem den Nachtzug Trondheim – Bodø.

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