SJ-Euronight Berlin-Stockholm nur noch bis 31. August 2026

Schweden. Der nächste Nachtzug in Schweden steht vor dem Aus: Da der staatliche Zuschuss ausläuft und nicht verlängert wurde, will SJ den Euronight Stockholm-Hamburg-Berlin  zum 1.September 2026 einstellen. Das meldete järnvägar.nu.

Euronight

Euronight nach Stockholm.

Die Direktverbindung existierte seit dem Herbst 2022. Anders als der kommerzielle Snälltåget, der nur die besonders nachgefragten Zeiten abdeckt, fuhr SJ verlässlich jeden Tag. Dafür gab es laut järnvägar.nu anfangs für acht Monate, zuletzt für 190 Tage im Jahr einen Kostenzuschuss vom Staat für die Strecke in Schweden und Dänemark. Die Vereinbarung darüber läuft zum 31. Juli 2026 aus. SJ will noch einen Monat länger fahren und den Nachtzug dann zum 1. September 2026 einstellen.

Holpriger Start aufgrund bürokratischer Hindernisse

Der Start war holprig gewesen, denn es dauerte, bis Dänemark die benutzten Wagentypen anerkannte. Anfangs durften nur Liegewagen fahren. Inzwischen sind, wie eigentlich geplant, Liege-, Schlaf- und Sitzwagen unterwegs. Doch der schwedische Bistrowagen  darf weiterhin nur in Schweden rollen. Die geplante Aufrüstung von Restaurantwagen, die die ganze Strecke hätten mitfahren dürfen, wurde auf Eis gelegt, wie järnvägar.nu berichtet. 

Nachgefragt: Ohne Umsteigen und über Nacht

Die Verbindung war nachgefragt, wie die Autorin aus eigener Anschauung berichten kann. Nicht nur Touristen bestiegen den Nachtzug, sondern auch Dienstreisende und Studierende, die zwischen den Ländern pendelten und eine einfache, günstige und umweltfreundliche Alternative zum Flugzeug suchten. Für die Strecke zwischen Stockholm und Hamburg braucht der Zug an Werktagen 12 / 12,5 Stunden. Zwischen Hamburg und Berlin muss er aktuell wegen Bauarbeiten Umwege fahren.

Ab kommenden Herbst bleibt Reisenden nun nur noch die Option Snälltåget, die allerdings nicht täglich angeboten wird. Alternativ muss man mehrfach umsteigen, was nicht nur unbequemer ist, sondern auch teurer. Der Wegfall bedeutet auch insgesamt weniger Kapazität auf einer beliebten Strecke.

Zugverkehr ist nicht Priorität der aktuellen schwedischen Regierung

Es ist nicht die erste Verbindung, die der Prioritätensetzung der aktuellen schwedischen Regierung zum Opfer fällt:

  • Der letzte Nachtzug am Göteborg Richtung Umeå fuhr im Dezember 2024, Göteborg-Duved im April 2025.
  • Die technischen Voraussetzungen für eine lange geplante Verbindung Stockholm – Trondheim sind zwar geschaffen worden. Anders als bei der Planung angedacht gibt es jedoch keine Unterstützung für eine direkte Zugverbindung dorthin – weshalb jetzt auch kein Zug dorthin fährt.

Die Ausschreibungen der schwedischen Verkehrsbehörde waren zuletzt auch nicht erfolgreich:

Das ist natürlich nicht verwunderlich. Zugverkehr hat bei der aktuellen schwedischen Regierung keine Priorität und wird deshalb finanziell kurz gehalten. Dazu kommt, dass das schwedische Gleisnetz nach Jahrzehnten der Liberalisierung und der Sparpolitik in einem schlechten Zustand ist, was zu Verspätungen und Ausfällen führt.

CO2-Emissionen in Schweden wieder gestiegen

Die aktuelle schwedische Regierung hat die kurz zuvor eingeführte Flugsteuer wieder abgeschafft und verhindert unter anderem die Schließung des Stockholmer Flughafens Bromma, wo es nur noch Tagpendler-Flüge nach Växjö und Trollhättan gibt. Außerdem wurden die Steuern auf Treibstoff und die Reduktionspflicht (Beimischung von Biokraftstoffen) gesenkt. Während der CO2-Ausstoss durch den Verkehr insgesamt in Schweden seit 2012 schrittweise zurückgegangen war, stieg er 2024 erstmals wieder deutlich an, vor allem durch eine Zunahme des Pkw- und Lkw-Verkehrs mit Verbrennungsmotor, wie die behördliche Statistik zeigt. 

Früherer Artikel zum Thema:

Dieser Beitrag wurde unter Klima, Politik, Schweden, Tourismus, Verkehr veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert