Elektrifizierung fast fertig – Finanzierung des Zugbetriebs nicht

Norwegen/Schweden. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke Trondheim-Stjørdal-Storlien war lange geplant – und Ende dieses Jahres wird der norwegische Gleisbetreiber Bane Nor damit fertig sein. Dies soll Bahnverkehr ohne Lokwechsel über die Landesgrenze hinweg ermöglichen. Doch ein Prestigeprojekt, das damit verbunden war, wird vorerst nicht kommen: Eigentlich wollte SJ einen Direktzug zwischen Stockholm und Trondheim fahren lassen. Doch die schwedische Regierung möchte ihren Teil der Unterstützung für den Betrieb nicht leisten. Darüber berichtete zuletzt NRK.

Karte mit Trondheim, Storlien und Östersund

Skandinavien quer durch: Demnächst wäre ein Direktzug von Stockholm über Sundsvall, Östersund und Storlien nach Trondheim ohne Lokwechsel möglich. Karte sel/Openstreetmap

Bis zur Jahrtausendwende gab es schon einmal Direktzüge zwischen Stockholm und Trondheim, allerdings mit Lokwechsel in Storlien: Die schwedische Strecke ist elektrifiziert, die norwegische war es bisher nicht. Doch für 2,1 Milliarden NOK (nach aktuellem Kurs 180 Millionen Euro) elektrifiziert Bane Nor nun seit 2021 die 120 Kilometer zwischen Trondheim und der schwedischen Grenze. Das Projekt ist etwas verspätet, doch Ende 2025 soll alles fertig sein. Es ist die erste Elektrifizierung in Norwegen seit 50 Jahren. Dann wäre nahtloser Verkehr zwischen Trondheim, dem Zentrum Mittelnorwegens, und näheren und ferneren Zielen auf der schwedischen Seite möglich, für Personen- wie Güterverkehr. Auf norwegischer Seite hatten Kommunalpolitiker lange darum gekämpft.

In neun Stunden von Stockholm nach Trondheim

E-Lok von vorn, oben beige, unten rot, mit SJ-Symbot

SJ-Lok

Geplant war nun wieder ein Direktzug Trondheim- Stockholm, den SJ betreiben wollte. SJ wollte sogar zwei Tagzüge und einen Nachtzug einsetzen. Die ganze Strecke zwischen Stockholm und Trondheim über Sundsvall, Östersund und Storlien sollte neun Stunden dauern und wäre damit optimal für einen Nachtzug. SJ betreibt heute bereits Tagzüge nach Jämtland und einen Nachtzug nach Duved. Vy fährt zwischen Östersund, Duved und Storlien, während SJ Nord die Strecke Trondheim-Storlien betreibt.

SJ will die Strecke nach Trondheim allerdings nicht ohne ökonomische Sicherheiten betreiben. Vom schwedischen Staat forderte die Zuggesellschaft, die auch ebendiesem Staat gehört, 20-25 Millionen SEK (1,8-2,28 Millionen Euro). Dies sei eine vergleichsweise geringe Summe, so der Vertreter von SJ beispielsweise zu Dagens ETC, vor allem im Verhältnis zu den Investitionen, die von norwegischer und schwedischer Seite bereits in die Elektrifizierung und Modernisierung der Strecke geflossen seien. Von norwegischer Seite ist laut Medien eine Bezuschussung in Aussicht gestellt.

SJ fordert 2 Millionen Euro Betriebszuschuss – schwedische Regierung sagt nein

Die aktuelle schwedische Regierung ist allerdings der Meinung, dass der Zugverkehr sich in der Regel selbst kommerziell tragen muss. Deshalb lehnte Verkehrsminister Andreas Carlson eine Bezuschussung der Strecke prinzipiell ab.

Die schwedische Verkehrsbehörde hatte bereits „die letzten Kronen zusammengekratzt“, um den Nachtzug nach Duved weiter bei SJ in Auftrag zu geben, entsprechend der Verlängerungsoption des bestehenden Vertrages. Ohne zusätzliche Mittel sei es jedoch wenig wahrscheinlich, dass es möglich sei, einen Direktverkehr nach Trondheim einzurichten, so der Vetreter der Verkehrsbehörde zu NRK.

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