Finnland/ Norwegen. Der Plan für eine Bahn zum Eismeer, Arctic Railway, wird wohl auf Eis gelegt. Die finnisch-norwegische Arbeitsgruppe kommt zu dem Schluss, dass auf der angedachten Streckenerweiterung über Rovaniemi nach Kirkenes zu wenig Fracht unterwegs sein würde, um wirtschaftlich zu sein. Darüber berichteten Yle und Svenska Yle. Eine politische Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen.
Die Initiative für diese Verbindung zum Eismeer ging von der finnischen Verkehrsministerin Anne Berner aus. „Finnland ist keine Insel mehr“, wurde sie damals zitiert, was sich darauf bezog, dass man in Finnland sowohl nach Süden als auch nach Norden Anschluss suchte. Nach Süden ist ein Tunnel zwischen Helsinki und Tallinn in Planung, damit könnten Reisende und Güter von Finnland aus direkt ins europäische Netz. Die Fahrzeit unter dem Finnischen Meerbusen durch soll 30 Minuten betragen. Dieser Plan wird auch weiter verfolgt. Zur Umsetzung wurden die Gesellschaften FinEstBay Area und FinEstLink gegründet. Das Geld soll unter anderem von europäischen und asiatischen Investoren kommen – und Anfang Dezember wurde vermeldet, dass eine Baufirma aus Dubai 100 Millionen Euro beigesteuert hat.
Schlechter sieht es mit der Anbindung nach Norden aus. Die Idee der „jäämeren rata“, der Eismeerbahn, „Arctic Railway“ oder „Arctic Corridor“, setzte darauf, dass künftig mehr Güterverkehr durch die Nordostpassage kommen wird, weil diese aufgrund schrumpfenden Meereises zugänglicher werden soll. In einer ersten Untersuchung hatte man dem Hafen im norwegischen Kirkenes als Endpunkt der Bahn die größten Chancen eingeräumt. Bisher reicht die finnische Bahn bis Rovaniemi/Kemijärvi.
Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr einen Versuch der Reederei Maersk, ein Containerschiff durch das arktische Fahrwasser zu schicken. Die nagelneue Venta Maersk, für Eis verstärkt, passierte die Nordostpassage von Ost nach West, teilweise mit Eisbrecherhilfe. Dass der Frachtverkehr darauf zugenommen hat, liegt bisher aber hauptsächlich an den Tankern, die das Flüssiggas von der Anlage Yamal LNG am Hafen Sabetta abtransportieren – nach West und Ost.
Tourismus reicht für die Finanzierung nicht aus
Die Bahn hätte auch Touristen das Reisen erleichtert, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es in dieser Region schwierig. Diese orientieren sich nämlich sehr an den Ländergrenzen, was für Fahrten darüber hinaus ungünstig ist.
Die Arbeitsgruppe kam nun zu dem Schluss, dass die Bahn Fracht von 2,5 Millionen Tonnen jährlich benötige, um wirtschaftlich zu sein – und das sei bei den derzeitigen Warenströmen nicht realistisch. Der Tourismus reiche zur Finanzierung nicht aus.
Proteste gegen das Vorhaben hatte es insbesondere von den Samen gegeben, da die Schienen Rentier-Weidegebiet durchschneiden würden. Dies hätte diesen Erwerbszweig und damit auch einen wichtigen Teil samischer Kultur stark beeinträchtigt. Der Report empfiehlt dringend, diese Gruppe mit einzubeziehen, sollte der Bau doch weiter verfolgt werde.
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Allgemeines zu Bahnstrecken im Norden: Reisen/ Mit der Bahn
So war die Bahn zum Eismeer gedacht: