Flüssiggas-Produktion in Yamal läuft – Eisklasse-Tanker fehlen

Russland/Norwegen. Die Flüssiggas-Produktion auf der sibirischen Halbinsel Yamal läuft nun mit voller Leistung. Die dritte Produktionsstraße der Yamal LNG konnte vorzeitig in Betrieb genommen werden, berichtet Mehrheitseigner Nowatek in einer Pressemitteilung. Weil Eisklasse-Tanker knapp und teuer sind, wird jetzt vor Norwegen umgeladen.

Yamal LNG Tanker

Befüllung eines Gastankers in Sabetta. Foto Novatek.ru

Insgesamt 16 Millionen Tonnen Flüssiggas im Jahr bringt Yamal LNG nun auf den Markt. Dahinter stehen die russische Firma Nowatek (50,1 Prozent), die französische Total (20 Prozent), China National Petroleum Corporation (20 Prozent) und der staatliche chinesische Silk Road Fund (9,9 Prozent). Der Produktionsstart ist erst knapp ein Jahr her. Ausgeschifft wird das Flüssiggas über den eigens dafür geschaffenen Hafen Sabetta nach Europa und über die Nordostpassage direkt nach Asien. Eigens dafür wurden auch Gastanker mit der russische Eisklasse Arc 7 gebaut, der höchsten für Handelsschiffe.  Als erster absolvierte im Sommer 2017 „Christophe de Margerie“ die Nordostpassage ohne Eisbrecher. Insgesamt 15 waren bei Daewoo in Südkorea bestellt. Doch noch sind nicht alle fertig – und die Fracht steht schon bereit. Über diesen logistischen Engpass berichtete vor einigen Wochen bereits High North News.

Umfüllen vor Norwegens Küste

Als Zwischenlösung wird nun umgesetzt, was damals schon angekündigt wurde: Gas, das nach Westen abtransportiert wird, wird nun vor Nordnorwegen umgeladen. Damit können die Eisklasse-Arc7-Tanker schneller nach Sabetta zurückkehren. Auf dem Weg nach Rotterdam oder Montoir wird keine hohe Eisklasse gebraucht, solche Schiffe fahren außerdem günstiger. Die erste Umladeaktion fand vergangene Woche im Sarnesfjorden vor Magerøya statt, Radio Nordkapp veröffentlichte Bilder davon. Die gesamte gekühlte Fracht von gut 170 000 Kubikmetern Gas (in diesem Fall)  muss über Schläuche umgepumpt werden. Organisiert und unterstützt werden die Aktionen von der auf arktische Logistik spezialisierte norwegische Firma Tschudi Shipping. Langfristig sind entsprechende Umladestationen vor Murmansk und Kamtschatka geplant.

Sabetta

Der Hafen Sabetta liegt auf der Halbinsel Yamal im Autonomen Bezirk Yamal-Nenetz

In der eisarmen Saison von Juli bis November ist das Tanker-Problem weniger drängend, da dann auch Schiffe mit geringerer Eisklasse unter fast allen Bedingungen ohne Eisbrecher bis in die Karasee und nach Sabetta können und dürfen. Von Dezember bis Juni gelten strengere Regeln: Sobald mehr als „wenig Eis“ vorhanden ist, dürfen Tanker mit geringere Eisklassen nicht mehr in die Region, auch nicht mit Eisbrecher. Dies könnte sich allerdings ändern: Wie High North News berichtet, werden die Vorschriften gerade überarbeitet – mit Hinweis auf  das schrumpfende Eis. Wird der bisherige Entwurf umgesetzt, dürfen Tanker mit geringeren Eisklassen künftig mehr, allerdings fast nur mit (teurer) Eisbrecher-Begleitung. Das Online-Medium zitiert einige Fachleute, die dies aufgrund des höheren Risikos für die Umwelt kritisch sehen. Befürchtet wird, dass hier ökonomische Interessen vorgezogen werden.

Die Partner von Yamal LNG planen bereits ein weiteres Projekt in Yamal. Flüssiggas ist auch nicht das einzige Transportgut, das nun regelmäßig in arktischen Gewässern unterwegs ist: Gasprom Neft fördert Öl auf der Halbinsel Yamal, auf der Taymyr-Halbinsel wird Kohle abgebaut.

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