Bringen Investoren die „Arctic Railway“ zum Rollen?

Finnland/Norwegen. Arktisk jernbane. Jäämeren rata. Arctic Railway. Ein Gutachten hatte der Bahn mangelnde Wirtschaftlichkeit bescheinigt, doch das Projekt ist nicht tot: Finest Bay Area Development Oy, die auch den Helsinki-Tallinn-Tunnel bauen wollen, kündigten jetzt eine Kooperation mit der norwegischen Sør-Varanger Utvikling an, um den Zug nach Norden aufs Gleis zu bringen.

Bahn Finnland

Fährt die finnische Bahn doch irgendwann bis nach Kirkenes?

So sollte die Bahn werden: Rund 500 Kilometer neue Gleise sollten vom finnischen Rovaniemi bis zum norwegischen Kirkenes gebaut werden. Das finnische Bahnnetz hätte damit Anschluss an einen eisfreien Hafen, das nordöstliche Norwegen überhaupt mal einen Bahnanschluss. Kirkenes könnte der erste „westliche“ Hafen für all die Schiffe werden, die bei weiter schrumpfendem Eis künftig zumindest im Sommer von Asien nach Europa den kurzen Weg über die Nordostpassage nehmen. Ihre Ware könnte dann von Nordnorwegen aus auf Schienen durch Finnland und den Helsinki-Tallinn-Tunnel nach Mitteleuropa reisen.

Ablehnung bei den Rentierhaltern und im Sameting

Für die finnischen Rentierhalter ist es Projekt, das unbedingt verhindert werden muss, weil es den freien Zug der Herden massiv erschweren würde – dazu äußerten sich Betroffene unter anderem in einem Beitrag von Yle.  Der finnische Sameting hat sich deshalb gegen das Projekt ausgesprochen.  Die Begeisterung vieler finnischer Politiker erkaltete, als die Zahlen des Gutachtens die Bahn weit weniger positiv beurteilten als frühere Betrachtungen aus dem Ministerium. Die größte Befürworterin, die ehemalige finnische Verkehrsministerin Anne Berner,  ist inzwischen nicht mehr in der Politik aktiv.

Tourismusindustrie ist für die „Arctic Railway“

Hafen Kirkenes

Hafen Kirkenes mit Hurtigruten.

Doch die Bahn hat weiter Fans. Die Region Lappland nahm das Projekt in den aktualisierten Plan auf, der die Landnutzung regelt, berichtet Yle.  Die Regionalpolitiker hoffen auf eine bessere Erschließung des Landes und mehr Jobs. Auch die Tourismusindustrie ist dafür. Zwar gibt es in Lappland diverse Flughäfen, der größte in Rovaniemi. Wer sich jedoch ohne Auto weiter in der Region bewegen möchte, dem bleibt nur der nicht allzu oft und nicht überall hin verkehrende Bus. Grenzüberschreitender Verkehr ist dabei nicht vorgesehen. Und wer dachte, er könne einen kurzen Flug von der Weihnachtsmann-Hauptstadt Rovaniemi zum Hurtigruten-Hafen Kirkenes buchen, sieht sich mit einem Umweg über Helsinki und Oslo konfrontiert.

Für Kirkenes und die ganze Varanger-Region ist die finnische Initiative ohnehin die einzige Chance auf einen Eisenbahnanschluss. Das norwegische Schienennetz endet bei Bodø. Eine Verlängerung nach Tromsø wird nur halbherzig diskutiert. Narvik ist über Schweden erreichbar, weil es Kirunas Erzhafen ist. Kirkenes, das ohnehin näher an Helsinki liegt (1335 Kilometer) als an Oslo (1840 Kilometer), würde gerne auf den finnischen Zug aufspringen.  Der Bürgermeister verwies gerade in einem Beitrag in Nordnorsk Debatt auf das große Interesse Chinas an der Nordostpassage und mahnte die eigene Regierung, die Chance nicht zu verschlafen.

Gutachter skeptisch – private Investoren optimistisch

Bahnträume

Bahnträume:  Helsinki-Tallinn-Tunnel, Arctic Railway Rovaniemi-Kirkenes. Karte sel/ stepmap

Natürlich ist ein Bahn-Bau extrem teuer. Aktuell ist die Rede von drei Milliarden Euro. Zufriedenstellende Lösungen für die Rentierhalter machen sie nicht billiger. Anders als die Gutachter von Rambøll glauben Chefs von Finest Bay Area trotzdem fest an einen Erfolg nach demselben Prinzip wie beim Helsinki-Tallinn-Tunnel. Dieses Projekt ist schon weiter: Im März meldeten sie, für ein Drittel der Baukosten gebe es jetzt Investoren, der Rest soll kreditfinanziert werden. Auf der Startseite läuft bereits der Countdown zu Fertigstellung (5 Jahre, 225 Tage ). Für dieses Projekt („FinEstLink„) gibt es zwar politische Unterstützung, es soll aber größtenteils privat finanziert werden.

Gemeinsam mit der norwegischen Sør-Varanger Utvikling will man nun auch internationale Investoren für die Chancen der Arktischen Eisenbahn begeistern. Dabei könnte helfen, dass einer der Finest-Area-Chefs in einer anderen Branche bereits Erfolg gehabt hat und weltweit bekannt ist: Peter Vestbacka hat das Spiel Angry Birds mit entwickelt und lässt sich immer noch gerne im roten Sweatshirt mit Vogelkopf fotografieren.

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