Norwegen/Finnland. Hat die angedachte Bahnlinie Rovaniemi-Kirkenes eine Chance auf Umsetzung? Zurzeit wird dazu eine gemeinsame Machbarkeitsstudie von den finnischen und norwegischen Behörden erstellt. Der Anstoß kam von Finnland, doch nun wollen auch Vertreter aus Nordnorwegen für das Projekt werben. Das berichtete jetzt High North News.
Finnland erhofft sich mit der Bahn Zugang für seine Wirtschaft zum eisfreien Tiefwasserhafen im norwegischen Kirkenes. Rund 500 zusätzliche Kilometer Gleis müssten dafür vom nordfinnischen Rovaniemi aus verlegt werden. Es wird erwartet, dass immer mehr Schiffe die Nordostpassage nutzen, wenn das Polareis weiter zurückgeht. Dieser Trend hat schon begonnen. Die Nordroute von Asien nach Europa ist deutlich kürzer als die Route durch den Suezkanal. Finnlands nördlichste Region, Lappland, wirbt bereits unter dem Namen „Arctic Corridor“ für das Projekt.
Der Anschluss an die Bahn würde aber auch Kirkenes neue Möglichkeiten bieten, nicht nur für das Transportgewerbe. Auf dem Tourismussektor ist der Ort vor allem als nördlicher Wendepunkt der Hurtigruten bekannt. Mit einer Zugverbindung würden die Optionen der Urlauber im hohen Norden wachsen, und sie hätten eine echte Alternative zum Flugzeug. Die Stadt im Dreiländereck würde so auch deutlich besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Finnland angebunden als bisher (siehe Reisen).
Es sind allerdings nicht alle von den Plänen begeistert: Die betroffenen Samengemeinschaften befürchten laut einem Bericht des Barents Observer dadurch eine weitere Einschränkung für ihre Rentierherden (siehe auch Rentiere). In der weiteren Planung sollen auch sie eingebunden werden.
Noch ist nicht einmal eine genaue Route für die arktische Eisenbahn festgelegt. Dazu sollen mehrere Varianten geprüft werden. Es fehlen bisher auch genaue Zahlen zu Kosten und Wirtschaftlichkeit. Erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden im Frühjahr 2018 erwartet. Vertreter des nordnorwegischen Verwaltungsbezirks Finnmark, zu dem Kirkenes gehört, und die staatlich geförderte Entwicklungsgesellschaft der Kommune Sør-Varanger wollen aber auch an der Vision arbeiten und Bevölkerung und Wirtschaft die neuen Möglichkeiten aufzeigen.