Island. Der Vogelfelsen Látrabjarg, der westlichste Punkt Islands, soll unter Schutz gestellt werden. Das Umweltministerium hat einen entsprechenden Entwurf vorgelegt, der nun zur Diskussion steht. Die 14 Kilometer lange und bis zu 440 Meter hohe Steilküste gilt als einer der größten Vogelfelsen weltweit.
Látrabjarg ist ein beliebtes Touristenziel – dort bekommt man Seevögel recht einfach vor die Linse, vor allem Papageientaucher. Sofern man einigermaßen schwindelfrei ist, jedenfalls, denn das Kliff fällt senkrecht ab ins Meer. Dort nisten laut Iceland Review mehr als 160 000 Paare von Tordalken, das größte Vorkommen überhaupt weltweit, 118 000 Paare von Dickschnabellummen, fast 100 000 Paare von Eissturmvögeln, etwa 50 000 Paare von Papageientauchern und gut 30 000 Paare von Dreizehen- und Klippenmöwen gut geschützt vor dem Fuchs und mit bester Startposition aufs Meer. Dieses einzigartige Ökosystem soll nun unter besser geschützt werden.
Steilküste und Meer
Bereits im Februar hatte Umweltminister Guðmundur Ingi Guðbrandsson im Fernsehen angekündigt, einige von Islands besonders wertvollen Naturschätzen würden unter Schutz gestellt. Neben Látrabjarg war auch von einer Schlucht im Þjórsá-Tal, Kerlingafjöll und dem Geysir die Rede. Die Vorbereitungen für Látrabjarg laufen schon länger: Verhandlungen mit den Landeigentümern, den Kommunen und anderen Interessengruppen gibt es seit 2011. Nun liegt ein Gesetzesentwurf vor, zu dem die Öffentlichkeit bis Mitte Juni Stellung nehmen kann. Außer dem Kliff selbst wird auch die Küste einen Kilometer ins Meer hinaus geschützt, um das dazugehörige Stück Meer mit zu erhalten.
Geschichte von Eierraub und Schiffbrüchen
Früher seilten sich Isländer dort ab, um Eier zu stehlen – im Dezember 1947 halfen diese Leinen aber auch dabei, die Besatzung des britischen Trawlers Dhoon zu retten, der dort bei schlechtem Wetter gestrandet war. Als ein Jahr später ein Dokumentarfilm über das Unglück gedreht werden sollte, strandete nicht weit entfernt davon ein weiteres Schiff, die Sargon, und die Leute eilten zu Hilfe, die Rettungsaktion wurde aber auch aufgenommen. Der Film und eine Ausstellung dazu sind im Museum in Hnjótur noch zu sehen.
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Einen Eindruck von den Verhältnissen in Látrabjarg gibt dieses Video: