Vattenfall will bei Ringhals neue moduläre AKW bauen

Varberg (Schweden). „Mehr Atomkraft“ war eins der Ziele, die die aktuelle schwedische Regierung vor der Wahl versprochen hatte. Der staatseigene Energiekonzern Vattenfall kündigte dazu gestern seine nächsten Schritte an: Man verhandelt mit zwei Herstellern über SMR, kleine moduläre Reaktoren. Und es soll ein Antrag gestellt werden, das finanzielle Risiko mit dem Staat zu teilen. 

Drei Kühltürme am Wasser

AKW Ringhals. Foto Annika Örnberg/Vattenfall

Das plant Vattenfall: Statt eines neuen großen AKW sollen es kleinere moduläre Reaktoren werden – in der Hoffnung auf einen besseren Preis, weniger Komplikationen und eine schnellere Durchführung. Zwei Anbieter sind in dem Auswahlprozess nun in der Schlussrunde: der US-Konzern GE Vernova (Hitachi), der Erfahrung im Bau von großen Siedewasserreaktoren hat und nun das moduläre Modell BWRX-300 entwickelt hat, und der britische Konzern Rolls Royce, unter anderem mit Erfahrung im Bau von Reaktoren für Atom-U-Boote. Die modulären Reaktoren von Rolls Royce sind Druckwasserreaktoren. Vattenfall will entweder fünf BWRX-300 oder drei Rolls-Royce SMR bestellen, jeweils mit einer Leistung von insgesamt 1500 MW.

Nicht mehr so viel Platz am Standort Ringhals

Die Reaktoren sollen auf der Väröhalbinsel in der Kommune Varberg in Südschweden  installiert werden, wo auch die Ringhals-Reaktoren stehen – auch wenn der Platz dort begrenzt ist. Die Nachfrage nach Strom ist gerade in Südschweden groß. Dort sind die notwendigen Anschlussmöglichkeiten ans Netz vorhanden. Ringhals 3 und 4 sind weiterhin in Betrieb, Ringhals 1 und 2 wurden Ende 2020/Ende 2019 abgeschaltet und werden rückgebaut. Die Fläche könnte für spätere Neubauten genutzt werden. Für den Bau der ersten SMR ist eine Fläche vorgesehen, die aktuell zum Naturreservat Biskopshagen gehört. 

„Es gibt keine schlüsselfertige Lösung auf dem Markt“

Vattenfall begründet die Wahl dieser Hersteller unter anderem damit, dass diese auf eine bewährte Technik und auf Brennstoffe setzten, für die Vattenfall eine etablierte Lieferkette hat. Keins dieser SMR-Modelle ist jedoch bisher tatsächlich gebaut worden und einsatzbereit. Die frühesten Projekte sollen 2029/2030 fertig sein. „Es gibt keine schlüsselfertige Lösung auf dem Markt“, so Desirée Comstedt, bei Vattenfall zuständig für neue Atomkraft. Aus der bisherigen Forschung ist jedoch bekannt, dass kleinere Reaktoren mehr Atommüll im Vergleich zu ihrer Leistung erzeugen als größere. Das erste schwedische SMR soll laut Vattenfall-Chefin Anna Borg 2035 in Betrieb gehen.

Kein AKW ohne staatliche Unterstützung

Die schwedische Regierung hat bereits darüber beschlossen, wie die Finanzierung neuer Atomkraftwerke vor sich gehen soll. Ohne staatliche Unterstützung, das hatten die Energiekonzerne vorher klargemacht, würde keiner das Risiko eines AKW-Baus eingehen. Darüber wird Vattenfall nun mit der Regierung verhandeln, bevor die endgültige Entscheidung für einen Hersteller fällt und der endgültige Finanzierungsbeschluss gefasst wird. 

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