Schweden. Wie finanziert man den Bau neuer Atomkraftwerke? Darum wird gerade in Schweden gerungen. Bekanntermaßen ist der Ausbau der Atomkraft erklärtes Ziel der Regierung. Klar ist bereits: Potenzielle Betreiber wollen das Risiko nicht allein tragen. Ein Finanzierungskonzept, erstellt im Auftrag der Regierung, sieht Vorleistungen des Staates in Höhe von 300 Milliarden SEK vor, umgerechnet rund 26 Milliarden Euro, außerdem eine Preisgarantie über 40 Jahre. An diesem Konzept gibt es nun von vielen Seiten Kritik.
Der Bau eines Atomkraftwerkes ist teuer und dauert lange. Und erst wenn man seinen Strom verkaufen kann, kommt Geld herein. Ist der Strom zu billig, ist die Stromerzeugung nicht wirtschaftlich, was auch kein Anreiz ist für potenzielle . Betreiber. Das ist, in Kürze, der Anlass, warum die schwedische Regierung nun auf der Suche ist nach einem Modell, wie neue Atomkraft finanziert und das Risiko des finanziellen Verlustes geteilt werden könnte.
Die teuren Vorschläge des Gutachters
Gutachter Mats Dillén hatte bereits im Juni sein Konzept dafür vorgestellt. Das sind die wichtigsten Punkte daran:
- Das Ziel sind vier bis fünf große Reaktoren, die gemeinsam eine Leistung von 4000-6000 Megawatt bringen.
- Der Finanzbedarf dafür sind rund 400 Milliarden schwedische Kronen. Davon soll der Staat 300 Milliarden Euro als Kredit zunächst bereitstellen, die Eigentümer des Kraftwerks müssten 100 Milliarden SEK aufbringen.
- Über 40 Jahre garantiert der Staat den AKW-Betreibern außerdem einen Mindestpreis von 80 Öre pro Kilowattstunde. Ist der Preis höher, erhält der Staat etwas zurück. Finanziert werden soll das über eine neue Steuer.
- Bei Bedarf kann außerdem ein Risiko- und Gewinnteilungsmechanismus aktiviert werden.
Kritik: Es bleibt ein Risiko, negative Wirkung auf andere Stromerzeugung
Reaktionen gab es dazu unter anderem von Experten in einer offenen Beratung des Finanzaussschusses vor kurzem, außerdem lief gerade noch eine Öffentlichkeitsbeteiligung dazu. Einige Punkte daraus:
- Sehr viele AKW würden teurer würden als geplant – und es habe auch schon Projekte gegeben, die wegen ausufernder Kosten aufgegeben wurden, obwohl bereits viel investiert wurde. Deshalb bleibe ein so großes und teures Projekt ein Risiko.
- Für den Staat und die Verbraucher würde es erst einmal teurer.
- Das Finanzierungsmodell mit der Subvention mache sämtliche andere Stromproduktion unwirtschaftlich und stoppe damit die Investitionen in andere Energieformen, noch bevor die neuen AKW ans Netz gingen. Das sei auch ein Risiko für die schwedische Industrie.
- Bemängelt wurde auch die Aufgabenstellung des Gutachters an sich: Es sei nicht darum gegangen, ob Atomkraft auf die Gesellschaft positive Auswirkungen habe.
- Positive Stimmen freuten sich über mehr verfügbaren Strom in Zukunft.
(Quellen: Aftonbladet, SVT, SR)
Einen anderen Aspekt hebt Dagens Nyheters Kommentator Tomas Ramberg heraus: Dieses Konzept, eine Energieform derart massiv zu bezusschussen, sei sehr weit entfernt von den markliberalen Prinzipien, die sonst so wichtig seien für diese Regierung.
Die politischen Gremien werden nun über den Vorschlag beraten, bevor weitere Schritte eingeleitet werden.
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