Neue Flughäfen in Grönland im Blick der Großmächte

Grönland. Grönland will seine Flughafenstruktur verbessern – doch das ist teuer. Dänemark und die USA haben nun finanzielle Unterstützung angeboten. Der Grund für diese Freigiebigkeit wird in den Medien offen diskutiert: Grönlands Lage ist geopolitisch wichtig und China soll möglichst außen vor gehalten werden.

Air Greenland

Flughafen Kangerlussuaq. Foto Thomas Christiansen

In Grönland sind die Entfernungen weit. Eine Straßenverbindung zwischen den Orten gibt es nicht. Es gibt Schiffe, und es gibt den Luftverkehr. Bisher ist der ehemalige amerikanische Militärflughafen Kangerlussuaq allerdings der einzige, auf dem auch Transatlantikmaschinen zuverlässig landen können – und die Bahn ist stark sanierungsbedürftig. Deshalb wurde ein neues Konzept entwickelt, das dem Bedarf auch besser entgegenkommen soll. Die Landebahnen in der Hauptstadt Nuuk und im touristisch besonders interessanten Ilulissat sollen für große Maschinen ausgebaut werden. Das südgrönländische Qaqortoq soll auch für Flugzeuge ansteuerbar werden – bisher können dort nur Helikopter landen.

Dänemarks Angebot führte zu Regierungskrise

Über die wirtschaftlichen Verbesserungen, die die neue Struktur bringen soll, sind Experten sich nicht einig, und über die Finanzierung streiten sich die Parteien.  Als bekannt wurde, dass Regierungschef Kim Kielsen mit Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen über eine finanzielle Beteiligung verhandelte, war der auf Unabhängigkeit bedachte Koalitionspartner Partii Naleraq aber alles andere als glücklich und kündigte die Zusammenarbeit auf. Kielsen (Siumut) regiert nun weiter den verbliebenen kleinen Partnern Nunatta Qitornai und Atassut, jetzt gestützt von den Demokraten. Die Minderheitsregierung und ihre Stützpartei will an den Flughafenplänen festhalten.

Flughafen Ilulissat

Der Flughafen Ilulissat soll ausgebaut werden. Foto Thomas Christiansen

Sermitsiaq.AG veröffentlichte das Abkommen zwischen Kim Kielsen und Lars Løkke Rasmussen: Es wird vereinbart, dass Dänemark mit 700 Millionen dänischen Kronen (knapp 94 Millionen Euro) in die Flughafengesellschaft einsteigt. Dafür wird Dänemark Miteigner mit 33,3 Prozent. Außerdem bürgt der dänische Staat für einen umfangreichen Kredit und verleiht auch selbst Geld. Laut Sermitsiaq.AG ist Lars Løkke Rasmussen damit der erste dänische Regierungschef, der über den Blockzuschuss hinaus Geld an das seit 2009 größtenteils selbstständige Land innerhalb der „Rigsfælleskab“ gibt. Der Zuschuss gilt allerdings nur für die künftigen Interkontinentalflughäfen Nuuk und Ilulissat, nicht für den neuen Inlandsflughafen Qaqortoq. Das Abkommen muss auch noch in den beiden Parlamenten eine Mehrheit bekommen.

USA will in Grönland investieren

Dann kam eine bisher noch  unkonkrete Offerte des amerikanischen Verteidigungsministeriums: Man könne sich eine Investition vorstellen, die die Sicherheit der Region stärke und sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden könne – in Frage komme dabei auch die Flughafenstruktur. Die USA unterhalten zurzeit noch einen Stützpunkt auf Grönland, Thule Airbase (Pituffik). Der Zug war zuvor mit Dänemark und Grönland abgesprochen.  Er zeigt aber auch, wie wichtig Grönland für Dänemark ist: Die Arktis sei von einem geopolitischen Standpunkt aus von steigender Bedeutung. Man lege großen Wert auf die Verteidigungszusammenarbeit mit den USA in Grönland, wird der dänische Außenminister Anders Samuelsen bei Sermitsiaq.AG zitiert.

Chinesische Investoren und russische U-Boote

 Das Interesse der USA dürfte zwei Punkten gelten: Zum einen, China in Grönland möglichst von den Flughäfen fern zu halten – unter anderem bewirbt sich ein chinesisches Staatsunternehmen für den Bau. Chinas Interesse an Grönland ist den USA schon lange ein Dorn im Auge. Zuletzt äußerte dies ein Dozent der dänischen „Fosvarsakademi“ (Hochschule der Streitkräfte) in „Politiken„. Laut AG geht es aber auch verstärkt um die Überwachung russischer U-Boote südlich von Grönland.

Oppositionsführerein Sara Olsvig warnte gestern vor einer Aufrüstung auf Grönland: „Lasst uns nicht unsere Seele verkaufen, nur um mit Gold belegte Flughäfen zu bauen“, erklärt sie in Sermitsiaq. Grönlands Außen- und Verteidigungspolitik ist allerdings nach wie vor Sache der dänischen Regierung.

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