Grönland. Keine zwei Wochen nach der Wahl steht die neue Koalition, die künftig Grönland regieren will. Vereinbart ist, dass die neuen Flughäfen gebaut werden wie geplant – und dass Englisch Dänisch als erste Fremdsprache ablösen soll.
Schwergewicht in der neuen Koalition ist die sozialdemokratische Siumut ( „Vorwärts“ ) um den bisherigen und zukünftigen Premierminister Kim Kielsen, die erneut stärkste Kraft wurde, auch wenn sie Stimmen eingebüßt hat. Siumut erhielt neun von 31 Sitzen. Die weiteren Partner sind Partii Naleraq („Peilmarke“, vier Sitze), Atassut („Gemeinsinn“, zwei Sitze) und Nunatta Qitornai („Kinder unseres Landes“, ein Sitz). Damit hat sie die knappestmöglich Mehrheit von 16 Stimmen. Siumuts Verhandlungen mit der zweitstärksten Fraktion, der demokratisch-sozialistischen Inuit Ataqatigiit (acht Sitze) waren vergangene Woche gescheitert.
Die Gründer von Partii Naleraq und Nunatta Qitornai sind beides ehemalige Siumut-Mitglieder, die die Partei aus unterschiedlichen Gründen verlassen haben. In der vieldiskutierten Frage, ob und wie schnell sich Grönland aus dem Verbund mit Dänemark („Rigsfællesskab“) verabschieden soll, sind die kleinen Koalitionspartner unterschiedlicher Ansicht: Partii Naleraq hat sich im Wahlkampf am weitesten aus dem Fenster gelehnt und dafür den Juni 2021 vorgeschlagen. Ein solches Datum findet sich im Koalitionsvertrag allerdings nicht. Auch Nunatta Qitornai gehört zu denen, die es eiliger haben. Atassut ist eher skeptisch gegenüber der Loslösung von Dänemark.
Ein konkreter Fahrplan zur Unabhängigkeit ist den 300 Punkten im Koalitionsvertrag nicht zu entnehmen – wohl aber der Wille, ein eigenständiges Mitglied der Weltgemeinschaft zu sein und mit vielen Seiten zusammenzuarbeiten.
Ein solches Zeichen ist das Ziel, Englisch statt Dänisch zur ersten Fremdsprache zu machen, wobei kein konkretes Datum zur Umsetzung genannt ist. Das dürfte auch schon deshalb nicht so schnell gehen, weil nach der zehnjährigen „Folkeskole“ , in der gymnasialen Oberstufe und auch auf der Universität, größtenteils auf Dänisch unterrichtet wird. Die Koalition will zunächst die Landessprache stärken und alle Abschlüsse auf Grönländisch möglich machen. Grundsätzlich soll aber das Bildungsniveau insgesamt angehoben werden – inklusive Englisch und Dänisch.
Die bereits in der vergangenen Legislaturperiode begonnene Arbeit an einer grönländischen Verfassung durch eine Kommission soll fortgesetzt werden.
Besonders deutlich wird der Wille zur Eigenständigkeit im Kapitel zur Verteidigung: „Die Koalitionspartner bleiben dabei, dass unser Land als selbstständiger Staat Mitglied der NATO sein soll“, heißt es da unter anderem. Sie wollen darauf hinarbeiten, dass das 2004 geschlossene Verteidigungsabkommen mit den USA mit Blick auf das Ziel Selbstständigkeit ergänzt wird. Und sie wollen erreichen, dass bei den Diensten rund um die US-amerikanische Thule Air Base wieder mehr Grönländer zum Zuge kommen und das Land mehr davon hat. Grönländer sollen ermutigt werden, eine Tätigkeit in der Landessicherung und Verteidigung anzustreben.
In Sachen Verkehr setzt die Koalition verstärkt auf den Luftweg. „So schnell wie möglich“ soll der Flughafen zwischen Qaqortoq und Narsaq in Südgrönland gebaut werden. Nuuk und Ilullissat sollen für den internationalen Flugverkehr ausgebaut werden, wie bisher schon geplant. Aber auch Tasiilaq an der Ostküste soll einen bekommen, bisher gibt es nur einen Heliport. Die Zukunft von der bisherigen internationalen Flughafens Kangerlussuaq soll gemeinsam mit der Kommune entschieden werden. Zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut soll eine Straße gebaut werden. Registriert wird auch das zunehmende Interesse von Reedereien an der Nordwestpassage – hier soll untersucht werden, was notwendig ist, damit Grönland einen Nutzen davon hat.
Tourismus ist weiter willkommen, als einer der wirtschaftlichen Standbeine des Landes. Die Koalition hofft dabei auf mehr Arbeitsplätze für die eigene Bevölkerung durch bessere Ausbildung. Das Angebot an die Besucher soll sich noch weiter entwickeln und möglichst im Land verteilen – „aber es ist selbstverständlich, dass man auf die Umwelt achten und den notwendigen Respekt vor der Natur haben soll.“
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