Grönlandhaie verbringen Jugend im Skagerrak

Dass Grönlandhaie sehr alt werden können, ist inzwischen bekannt. Aber wo werden sie geboren, wo wachsen sie auf? Auf der Basis von Daten über 1610 Grönlandhaie kartierte ein internationales Forscherteam Grönlandhaie in ihren verschiedenen Lebensstadien im Nordatlantik. Einer der überraschenden Funde: Ihre Jugend verbringen viele Grönlandhaie im Skagerrak. Die Studie ist in Ecology und Evolution erschienen, eine Pressemitteilung dazu gibt es von der Universität Kopenhagen

Grönlandhai von etwa 2,5 Metern, gefangen und wieder freigelassen vom grönländischen Forschungsschiff Sanna bei Uummannaq. Foto Julius Nielsen

Die Daten zu den 1610 Grönlandhaien stammen aus unterschiedlichen Quellen. Dazu gehören Meeresforschungsinstitute, Museen und Fangstatistiken. Als sehr nützlich erwiesen sich jedoch auch die Aufzeichnungen von Anglern, zum Beispiel jenen schwedischen Anglern, die in den Tiefen des Skagerraks fischten – und dabei diese jungen Haie zwischen 90 und 200 Zentimetern Länge fingen. Erwachsene Haie fand man dort praktisch nicht.  Diesen Funden entsprechen auch Statistiken über Haie als Beifang und Strandungen. Jugendliche Haie wurden außerdem auch vor Kanada, Island und den Färöer registriert.

Unterschiedliche Lebensphasen, unterschiedliche Gebiete

Insgesamt wurden elf verschiedene Regionen im Nordatlantik danach untersucht, wie groß die dort angetroffenen Grönlandhaie waren und welches Geschlecht sie hatten, soweit diese Information vorlag. Dabei zeigte sich, dass die Haie je nach Lebensphase offenbar unterschiedliche Gebiete bevorzugen. Auch die Wassertemperatur spielt eine Rolle: Geschlechtsreife weibliche Haie – also mehr als 100 Jahre alt und länger als vier Meter – bevorzugten „wärmeres“ Wasser (4.57°C ± 1.07°C), zum Beispiel vor Island, den Färöer oder Westgrönland.

Wo werden Grönlandhaie geboren?

Trächtige weibliche Haie oder ganz jungen Nachwuchs trifft man in küstennahen Gewässern praktisch nicht an. Deshalb gibt es bisher wenig Wissen darüber, wo Grönlandhaie eigentlich geboren werden. Aufgrund der bisher vorliegenden Funde schließen die Forscher, dass es sich um ein Gebiet am Mittelatlantischen Rücken  und der Irmingersee südlich von Island handelt. „Zukünftige gezielte Studien werden höchstwahrscheinlich bestätigen, dass der Grönlandhai seine vielen Jungen in ungestörten Teilen der Tiefsee in der Nähe des Mittelatlantischen Rückens oder sogar noch tiefer zur Welt bringt, wo es keine große Aktivität der kommerziellen Fischerei gibt“, so der Erstautor der Studie, Julius Nielsen, Gastforscher am Naturhistorischen Museum Dänemarks und ehemaliger Mitarbeiter des Grönländischen Instituts für Naturressourcen ( Pinngortitaleriffik). 

Zurzeit ist der Grönlandhai (Somniosus microcephalus) in seinem Bestand als gefährdet eingestuft.Das Wissen um seinen Lebenszyklus könnte zu effektiveren Schutzmaßnahmen beitragen.

Früherer Artikel zum Grönlandhai:

 

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