Der Grönlandhai kann 400 Jahre alt werden – aber warum? Dieses Rätsel hoffen Wissenschaftler nun mithilfe des gerade entschlüsselten Genoms zu lösen. Dabei stellten sie nämlich drei Auffälligkeiten fest. Bisher gibt es allerdings nur Vermutungen darüber, was diese bewirken könnten. Darüber berichtete Videnskab.dk aufgrund einer Preprint-Studie.
Der Grönlandhai oder Eishai, Somniosus microcephalus, ist das Wirbeltier mit der höchsten Lebenserwartung. Es wurde schon ein Exemplar gefunden, das mehr als 500 Jahre alt war. Andere Haiarten werden längst nicht so alt. Das nun entschlüsselte Genom fiel im Vergleich zu Menschen oder anderen Haien in drei Punkten auf:
- Es ist sehr groß – doppelt so lang wie das des Menschen
- Es enthielt eine hohe Anzahl sogenannter „springender“ Gene
- Das Gen p53, das gegen Krebs schützt, ist anders gestaltet als bei Haien mit kürzerer Lebenserwartung
Krebs entsteht durch Schäden oder Mutationen an der DNA, und dieses Risiko steigt mit dem Lebensalter. Ein guter Schutz vor Krebs könnte deshalb einer der Faktoren sein, die es Grönlandhaien ermöglichen, so alt zu werden. Das Gen p53, auch als „Tumor Suppressor“ bezeichnet, gibt es bei allen Tieren und auch bei Menschen. Bei Menschen ist ein Defekt an ebendiesem Gen bei mehr als der Hälfte der Krebserkrankungen nachweisbar.
Nützliche springende Gene?
Die auffällige Länge des Grönlandhai-Genoms, so zeigte sich, entsteht dadurch, dass ein Drittel sich wiederholende, sogenannte springende Gene waren. Diese können sich an anderer Stelle einbauen und reproduzieren. Bei Menschen gelten diese springenden Gene als problematisch, weil sie Störungen verursachen können. Bei Grönlandhai, so vermuten die Forscher, könne dies jedoch ein Vorteil sein, so Mitautor Steve Hoffmann gegenüber Videnskab.dk. Er könne gezwungen gewesen sein, einen besseren Reparaturmechanismus zu entwickeln. Und möglicherweise träfen Schäden auch eher die weniger wichtigen springenden Gene. Auch dies könne dazu beitragen, dass ein Grönlandhai lange lebe. Allerdings sei dies erst der Beginn der Untersuchungen am Grönlandhai-Genom, und noch viele weitere seien nötig.
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