Rätsel Grönlandhai – ein Stück weit gelöst

Grönland. Haben Wissenschaftler einen Hai gefunden, der die Entdeckung Amerikas 1492 nur knapp verpasste und älter ist als Shakespeare (geboren 1564)? Damit wären die Daten des Dänen Julius Nielsen und seines Teams  wohl zu weit  interpretiert. Sie ermittelten aber für einen fünf Meter langen Grönlandhai ein Alter von 392 plus/minus 120 Jahren. Grönlandhaie, so weiß man nun, sind die langlebigsten Wirbeltiere der Welt.

Grönlandhai

Grönlandhai (Somniosus microcephalus).
Foto: NOAA Okeanos Explorer Program

Das internationales Team unter Nielsens Leitung  hatte eine Methode gefunden, anhand der Augenlinsen das Alter genauer festzulegen. Denn das für andere Tiere übliche Verfahren, die Untersuchung der Knochenstruktur, funktioniert bei Grönlandhaien nicht. Die Studie wurde bereits 2016 in Science vorgestellt, das Rekord-Ergebnis fand allerdings erst vor kurzem größere Beachtung in den Medien.

Die Wissenschaftler untersuchten 28 weibliche Grönlandhaie, die im Nordatlantik als Beifang ins Netz gegangen waren. Der kleinste war 81 Zentimeter, der größte 5,02 Meter lang. Und so funktioniert ihre Methode, wie Nielsen auch noch einmal im Interview mit Live Science erklärt: Auf dem transparenten Gewebe der Hai-Augenlinse lagern sich im Laufe des Lebens immer weitere Schichten ab. Die älteste Schicht wurde dann mit der Radiokarbonmethode datiert. Dabei nutzten die Forscher als Anhaltspunkte auch die spezifischen Höhepunkte radioaktiver Verseuchung durch die  Bombentests.

Auf Island ist „Hákarl“, fermentierter Grönlandhai, ein traditionelles Gericht, das mit „brennivín“ genossen wird. Frisch ist das Fleisch giftig. Viel ist aber nicht bekannt über den Grönlandhai, auch Eishai genannt: Er hält sich hauptsächlich in arktischen Gebieten auf, er bewegt sich sehr langsam, er wächst sehr langsam.  Nielsens Team schätzt den Beginn der Geschlechtsreife auf etwa 150 Jahre, der Nachwuchs schlüpft noch im Mutterleib aus dem Ei.  „Fast alles über ihre Biologie ist ein Rätsel“, zitiert Live Science Nielsen.

Der Hai als Romanheld

Dem würde der Norweger Morten Andreas Strøksnes sicher zustimmen: In seinem Roman „Das Buch vom Meer oder wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um einen Eishai zu fangen und dafür ein ganzes Jahr brauchen“ (original: „Havboka“) tritt der Hai vor allem als Mythos auf, wobei die Vorbereitungen zur Jagd ganz konkret sind. Wie es ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten.

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