Fortschritte und Blockaden für Graphit aus Vittangi

Vittangi (Schweden). Ein wichtiges Material für E-Auto-Batterien könnte bald aus Nordschweden kommen: Graphit. Das Unternehmen Talga hat nun die Umweltgenehmigung und die Bearbeitungskonzession für sein Vorhaben in Vittangi bei Kiruna erhalten. Allerdings blockiert die Kommune Kiruna die Pläne: Sie will keine neue Grube zulassen, solange der Staat nicht mehr von dem Gewinn an die Kommune  zurückgibt. Auch Rentierhalter und Naturschützer haben gegen die Grube protestiert. Darüber berichtete SVT.

Plakat von Talga in Kiruna im September: „Wir bahnen den Weg für die grüne Umstellung“.

Das Graphit-Vorkommen in Nunasvaara Södra bei Vittangi soll eine Konzentration von 30 Prozent haben, was vergleichsweise hoch ist. Laut Talga lässt sich daraus Anodenmaterial für E-Auto-Batterien mit – im Vergleich – geringen CO2-Emissionen produzieren. Diese Produktion soll 300 Kilometer weiter in Luleå geschehen, eine Pilotfabrik gibt es dort schon. Umso wichtiger ist es für das Unternehmen, dass der Abbau in absehbarer Zeit starten kann.

Graphitabbau auch politisch erwünscht

Eine wichtige Hürde hat der Plan bereits genommen: Die vor gut einem Jahr erteilte Umweltgenehmigung ist jetzt rechtskräftig. Klagen dagegen wurden vom Obersten Gericht abgewiesen. Vor kurzem erteilte die Bergbaubehörde auch die Bearbeitungskonzession. Die Behördenleiterin verwies dabei  gegenüber SVT auf das öffentliche Interesse daran, derartige Rohstoffe im eigenen Land abbauen zu können. Talgas Pläne passen auch zur Rohstoffstrategie der EU. Rund 120 000 Tonnen Material sollen jährlich abgebaut werden, für eine Graphitproduktion von rund 25 000 Tonnen. Die Konzession gilt für 25 Jahre, und so lange soll es auch dauern, dieses Vorkommen auszubeuten.

„Nicht eine Grube, sondern vier“

Vor Ort ist die Begeisterung weniger groß. Ein Grund dafür ist, dass die Genehmigung zwar nur ein begrenztes Gebiet umfasst, das Vorkommen insgesamt jedoch viel größer ist und mittelfristig mit einer Ausweitung zu rechnen ist – „nicht eine Grube, sondern vier Gruben“, wie es der Naturschutzverein ausdrückt. Dies müsse auch in seiner Gesamtheit bewertet werden, so der Verein.

Weitere Einschränkungen für Gabna und Talma Sameby

Für die Rentierhalter ist es ein weiterer Verlust von Weideflächen und Zugmöglichkeiten zu anderen Weideflächen. Betroffen davon sind die Rentierhalterkooperativen Talma Sameby und Gabna Sameby. Die Konzession wurde zwar mit der Auflage erteilt, Kompromisse mit den örtlichen Rentierhaltern zu finden, was aber schwierig werden dürfte. „Die Grube wird den Zusammenbruch des Sameby beschleunigen“, so der Vorsitzende von Gabna Sameby zu SVT. Die Kooperative kämpft an anderer Stelle gegen die Erweiterung der Grube von LKAB in Kiruna.

Kiruna will keine weiteren Gruben

Die Kommune Kiruna wäre dafür zuständig, die notwendigen Bebauungspläne zu erstellen, hat diesen Prozess jedoch im Frühjahr auf Eis gelegt. Dies ist zum einen eine Reaktion darauf, dass Talga versucht hat, den Prozess zu beschleunigen, indem man sich an die Regierung wandte.

Politische Markierung

Zum anderen ist es aber auch die politische Markierung einer Kommune, in der Bergbauschäden buchstäblich den Boden unter den Füßen wegbrechen und die durch den Stadtumzug des Ortes Kiruna extrem belastet ist. „Wir stehen neuen Gruben in der Kommune Kiruna ziemlich skeptisch gegenüber, bis wir den Staat dazu bekommen haben, dass er etwas von dem Geld zurückgibt, basierend auf den Naturressourcen und den Werten, die damit geschaffen werden. Heute bekommt Kiruna nicht eine Krone, sondern wir haben die Kosten bei neuen Ansiedlungen“, so der sozialdemokratische Kommunalrat Mats Taaveniku damals zu SVT. Die Regierung kann die Kommune jedoch in dieser Frage überstimmen.

Die große Grube in Kiruna gehört LKAB und ist im Eigentum des schwedischen Staates, der damit Gewinne erzielt. Die Stadt Kiruna bekommt zwar theoretisch den Umzug als Bergbauschaden vom Verursacher ersetzt, doch nicht immer im gewünschten Umfang, und es ist ein großer Aufwand. Und das ändert auch nichts daran, dass ein Gebiet einfach unbrauchbar wird.

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