Der Scherbenhaufen in Skellefteå nach der Northvolt-Pleite

Skellefteå (Schweden). Die letzten Tage der Batteriefabrik Northvolt in Skellefteå sind angebrochen. Bis Ende Juni wird der Teil der Fabrik, der zuletzt noch in Betrieb war, Schritt für Schritt heruntergefahren. Darüber berichtete SVT. Dieser Versuch, eine unabhängige europäische Batterieproduktion aufzubauen ist gescheitert – sowohl ökonomisch als auch technisch. Dass dabei Fehler gemacht wurden, räumte zuletzt auch Gründer Peter Carlsson gegenüber Norran ein. Was jetzt noch bleibt, sind Schulden und ein Verfahren zu einem tödlichen Unglück in der Fabrik 2023.

Fabrik

Firmengelände Northvolt Ett bei Skellefteå. Luftbild Northvolt

Der Insolvenzverwalter hatte zuerst versucht, die Fabrik am Laufen zu halten, weil sie sich dann besser verkaufen ließe. Doch es gab nur noch einen einzigen Kunden, Scania. Dieser hat inzwischen einen neuen Lieferanten, und in den nächsten Wochen werden auch diejenigen arbeitslos, die zuletzt noch in die Fabrik gingen. Zwar gab es Besuche von Interessenten, aber bis jetzt ist nichts über ernsthafte Kaufinteressenten bekannt geworden.

Etwas besser scheint es in Västerås zu laufen, wo Northvolts Entwicklungslabor ist – zumindest nach Informationen von Västerås Tidning. Allerdings ist dieses Geschäft noch nicht in trockenen Tüchern und der Interessent bisher ein Geheimnis.

Carlssons Selbstkritik im Rückblick

Peter Carlsson. Foto Northvolt

Im Interview mit Norran, dem ersten seit der Konkurs-Verkündung, räumt Peter Carlsson ein, dass sich im Nachhinein einige Dinge als Fehler herausgestellt hätten – zum Beispiel, die Maschinenanlage nicht völlig ausgetestet zu übernehmen. Dabei spielte auch Corona eine Rolle. Auch die Zeitplanung erwies sich als zu ambitioniert. Mehrere Faktoren hätten sich gegenseitig verstärkt.

Warnung vor Lithium-Technologie

Andere finden noch weitere Fehler. So schreibt Affärsvärlden, Wissenschaftler hätten Carlsson schon 2020 davor gewarnt, auf Lithiumbatterien zu setzen. Chinas Vorsprung einzuholen, sei für Europa unmöglich, außerdem hätte China auch den Zugriff auf die Rohstoffe. Man habe ihm geraten, auf eine andere Technologie zu setzen, beispielsweise Natrium. 

Das erste Northvolt-Insider-Buch

Das erste Insider-Buch ist inzwischen auch erschienen, „Northvolt: en skildring inifrån“, von Mikaela Lundh, die dort in der Strategieabteilung arbeitete, unter anderem mit der Expansion nach Deutschland. Anzeichen für Probleme habe es schon länger gegeben.

Wichtige Komponente technisch nicht komplett gelöst

Es sei auch noch einmal auf die Recherche von Uppdrag Granskning verwiesen, die zeigte, dass Northvolt zwar schließlich Batterien auslieferte, aber nicht mit selbst entwickeltem Kathodenmaterial, wie eigentlich geplant. Dieses technische Problem wurde nicht komplett gelöst. 

Enttäuschte Erwartungen und ein Schuldenberg

Northvolt hinterlässt nicht nur enttäuschte Erwartungen, sondern einen riesigen Schuldenberg. Die meisten Gläubiger werden ihr Geld nicht wiedersehen. Und viele Menschen haben privat ein hohes Risiko auf sich genommen, indem sie nach Skellefteå gekommen sind, teilweise von weit her, und nun vor einem Scherbenhaufen stehen – wie auch die Stadt selbst, die viel investiert hat. 

Prozess zum Arbeitsunfall bei Northvolt

Zumindest ein Todesfall geht auch erwiesenermaßen auf die Fabrik zurück: Eine Maschine explodierte und ein 25-Jähriger starb an seinen Verletzungen dadurch. Zwar kann die in Konkurs gegangene Firma dafür nicht mehr belangt werden, die Staatsanwaltschaft möchte jedoch die persönlichen Verantwortlichkeiten der Vorgesetzten in dem Fall klären und ob ein Verstoß gegen Arbeitsschutzgesetze vorlag. Dazu soll auch Peter Carlsson verhört werden. Die Ursache der Explosion ist immer noch unbekannt.

Früherer Artikel zum Thema:

Wie geht es weiter nach der Northvolt-Insolvenz?

 

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