Skellefteå (Schweden). Warum kam die Batteriefabrik von Northvolt in Skellefteå nie richtig in Gang? Das Investigativ-Format von SVT, Uppdrag Granskning, zeigt nun explizit, was Northvolt lieber nur sehr verklausuliert zugibt: In der Fabrik ist es bisher nicht gelungen, eigenes, taugliches Kathodenmaterial herzustellen. Die entsprechende Abteilung, Upstream 1, ist zurzeit stillgelegt. Das Kathodenmaterial für die bisher verkauften Batterien ist importiert.
Eine Fabrik für alle Bestandteile unter einem Dach, mit grünem Strom und überprüften Lieferketten, die die europäische Autoindustrie unabhängig machen soll von China – damit hatte Gründer Peter Carlsson geworben und viele Unterstützer begeistern können. Doch die Produktion kam nicht so schnell in Gang wie gewünscht, es kam nicht genug Geld herein, der Schuldenberg wuchs und wuchs, und zurzeit befindet sich Northvolt in einem Chapter-11-Verfahren zur Rekonstruktion nach US-Recht. Trotz allem hatte der inzwischen als Geschäftsführer zurückgetretene Peter Carlsson immer Optimismus verbreitet.
Wo sind diese Batterien?
Die SVT-Journalisten von Uppdrag Granskning gingen mit einer einfachen Fragestellung an die Recherche: Sie wollten diese komplett in Schweden produzierten Batterien sehen. Sie bekamen keine zu Gesicht. Zwei Quellen aus der Upstream-Abteilung berichten unabhängig voneinander, dass es bisher nicht geklappt habe, brauchbares Kathodenmaterial zu produzieren. Kathodenmaterial ist jedoch ein zentraler Bestandteil einer Batterie.
Lokalzeitung Norran deckt Import auf
Skellefteås Lokalzeitung Norran hatte bereits vergangenen Sommer von Quellen vor Ort den Hinweis bekommen, dass die Produktion immer noch keine brauchbaren Ergebnisse bringe – und nun stattdessen chinesisches Kathodenmaterial eingekauft werde, um die Aufträge zu erfüllen. Auf diese Publizierung gab es allerdings wenig Reaktionen. Dass es Qualitätsprobleme gab, hatte vorher der (inzwischen zurückgetretene) Skellefteå-Chef Mark Duchesne in einem Interview mit Dagens Industri bereits zugegeben. Die Firma sei guter Kunde bei der eigenen Recyclingabteilung. Doch meist kamen von Northvolt optimistische, aber vage Formulierungen, wie die Recherche von SVT zeigt. Seit Anfang Februar steht immerhin ein Artikel auf Northvolts Internetseite, der sich mit dem Import des Kathodenmaterials beschäftigt.
Finanzielle Probleme noch nicht gelöst
Währenddessen wächst der Schuldenberg weiterhin. Gläubiger schrieben ihre Forderungen ab, berichtet SVT, 700 Menschen hätten Skellefteå inzischen verlassen. Northvolt hat gerade eine Verlängerung des Chapter-11-Verfahrens bei dem US-Gericht beantragt, um mehr Zeit zu haben. Gerade erst wurde außerdem bekanntgegeben, dass Northvolt seine in Polen ansässige Firma Systems Industrial Division an Scania verkaufen will. Scania ist Kunde bei Northvolt und hat dem Unternehmen auch einen größeren Kredit zur Verfügung gestellt.
Die Doku von Uppdrag Granskning (auf Schwedisch): Var är batterierna?
Früherer Artikel zum Thema: Northvolt: Antrag auf Rekonstruktion, Peter Carlssons Abgang