Sender zeigt: Kälte offenbar kein Problem für den Riesenhai

Norwegen. Wer demnächst vor Nordnorwegen auf dem Wasser unterwegs ist, sollte sich die Nummer des Hai-Telefons abspeichern. Damit man sofort anrufen kann, sobald man die charakteristische Dreiecksflosse erblickt. Nicht, weil der Hai, auf den man möglicherweise trifft, gefährlich wäre: Der Riesenhai ist Pflanzenfresser. Das Team des Forschungsprojekts „Sharks on the Move“ möchte aber noch mehr Riesenhaie mit Sendern versehen, denn die Auswertung der bisherigen Ergebnisse zeigte Erstaunliches. Das meldete das norwegische Meeresforschungsinstitut.

Große Hainase, darüber kleines Schiff, Schrift HAI

Der Riesenhai, der mit diesem Plakat eigentlich gesucht wird, ist groß, aber ein Pflanzenfresser. Das Projekt Shark on the Move bittet Leute, die einen sehen, um einen Anruf. Plakat: Havforskningsinstituttet

Der Riesenhai, Cetorhinus maximus, ist der zweitgrößte Fisch nach dem Walhai – und man kann ihn auch vor Norwegen sehen. Zwei Riesenhai-Jahresreisen hat das Hai-Team des norwegischen Meeresforschungsinstituts bisher komplett ausgewertet, und diese könnten unterschiedlicher nicht sein: Beide Tiere wurden im Sommer 2022 vor den Lofoten markiert. Der eine machte sich danach auf den Weg zu den Azoren und kehrte im nächsten Sommer nach Nordnorwegen zurück. Der andere schwamm sogar noch weiter in den Norden, weit in die Barentssee hinein, und blieb bis Januar nördlich des Polarkreises, bevor er sich Richtung Nordsee begab, wo sich dann der Sender löste. Insbesondere dieser lange Aufenthalt im hohen Norden erstaunte das Forscherteam. Bisher war man davon ausgegangen, dass ein Riesenhai sich nicht so lange in kaltem Wasser aufhalten könne. Die Auswertung dieses Reisen ist auch bei Animal Biometry nachzulesen.

Karte

Zwei Riesenhaie, unterschiedliche Prioritäten. Quelle: Havforskningsinstituttet

Bereits im Sommer 2023 hatten die Hai-Forscher eine Hotline für Haisichtungen eingerichtet. Zahlreiche Anrufe kamen, und insgesamt zehn weitere Haie wurden mit Sendern markiert. Nun möchte es das Team noch genauer wissen und hofft auf einen weiteren Hai-Sommer. 

Eine Erklärung dafür, wie ein Riesenhai es schafft, in kalten Gewässern zu überleben, gab inzwischen auch ein anderes Riesenhai-Projekt. Einige wenige Fischarten verfügen über ein spezielles Adersystem, das es ihnen ermöglicht, sich lokal „wärmer“ zu halten als die Umgebung (regional endotherm), zum Beispiel der Heringshai. 

Riesenhai-Tricks gegen Kälte

2023 war ein vier Meter langer Riesenhai tot vor Sørreisa angetrieben, und das Hai-Team nutzte die Chance, mehr über das Tier zu lernen – zum Beispiel, ob in seiner Anatomie etwas darauf hindeutet, dass auch diese Haiart regional endotherm ist. Dazu wurde der tiefgefrorene Hai in 15 Scheiben zersägt. Ein vergleichbares Adersystem fand sich zwar nicht im selben Umfang wie beim Heringshai, aber es fand sich im Bereich des Verdauungssystems und um die Augen. Das dürfte dem Hai den Aufenthalt in kalten Gebieten erleichtern.

Die Nummer des Hai-Telefons: (+47) 55 23 85 60. Auf Norwegisch heißt der Hai Brugde, auf Englisch Basking Shark. 

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