Wie geht es weiter nach der Northvolt-Insolvenz?

Skellefteå (Schweden). Was passiert mit der riesigen Northvolt-Fabrik in Skellefteå nach der Insolvenz? Es ist ein Insolvenzverwalter eingesetzt worden, dessen Aufgabe es ist, die Firma zu verkaufen, um so viel Geld wie möglich für die Gläubiger zu retten. Die schwedische Regierung hofft ebenfalls auf einen Käufer. Einen Konflikt könnte es geben, wenn die Interessenten für die Batteriefabrik aus China kommen. Die Mitarbeiter sollten jedenfalls heute wieder zur Schicht erscheinen, denn noch gibt es Aufträge, die erledigt werden müssen, und eine laufende Fabrik mit kompetenten Mitarbeitern verkauft sich am besten. Darüber berichtete SVT in einer Sondersendung.

Batteriefabrik von oben

Northvolt Ett in Skellefteå. Foto Northvolt

Die Insolvenz von Northvolt gilt als die bisher größte in der neueren Geschichte Schwedens. Wie viele Schulden aufgehäuft wurden, ist noch nicht komplett erfasst, mindestens sind es wohl 60 Milliarden SEK (5,46 Milliarden Euro), es wurde aber auch schon die Zahl 100 Milliarden SEK (9,1 Milliarden Euro) genannt. Der größte Anteilseigner, VW mit 21 Prozent, hatte seine Anteile schon im Herbst abgeschrieben, als Northvolt das Chapter- 11-Verfahren in den USA eröffnete. Zu den Investoren gehörte unter anderem auch der schwedische Pensionsfonds. Northvolt hinterlässt außerdem Steuerschulden und unbezahlte Rechnungen bei lokalen Firmen.

Ausländische Mitarbeiter haben wenig Zeit, einen neuen Job zu finden

Vor einem Problem stehen nun aber vor allem die Mitarbeiter, die nicht aus der EU kommen, und davon gibt es viele unter den 3000, die in Skellefteå arbeiten. Northvolt hat viele internationale Fachkräfte angelockt, die Teil dieses Projekts sein wollten – und die auch dringend gebraucht wurden. Finden diese nicht innerhalb von drei Monaten einen neuen Job, müssen sie nach den aktuellen Regeln ausreisen. Dabei handelt es sich um Kompetenzen, die prinzipiell sehr wohl gefragt sind, sei es es beim zukünftigen Eigner, beim zukünftigen Stahlwerk in Boden oder bei einer anderen Firma. Diese Diskussion um die knappe Frist gab es schon bei der Entlassungswelle im Herbst, aber die Regierung sieht bisher keinen Handlungsbedarf, diese sehr knappe Frist zu verlängern. Insgesamt hat Northvolt in Schweden noch etwa 5000 Mitarbeiter.

Warum ist Northvolt gescheitert?

Schwedische Kommentatoren nennen dafür drei Gründe:

  1. Managementfehler, oder, wie Aftonbladets Andreas Cervenka es nennt: „Gierigkeit und Inkompetenz“. Unter anderem wurde expandiert, noch bevor Geld verdient wurde. Dass Gründer Peter Carlsson seine Anteile rechtzeitig zu Geld machte und daran gut verdiente, hinterlässt einen besonderen Nachgeschmack.
  2. Unterschätzung der technischen Herausforderungen, siehe unter anderem die Recherche von Uppdrag Granskning: Das eigene Kathodenmaterial war einfach nie gut genug.
  3. Veränderung des Zeitgeistes: Bei der Gründung galten E-Autos als die Zukunft. Aber die schwedische Regierung gehörte zu denen, die lieber das Benzin billiger machten, und „die EU hat kalte Füße bekommen“, wie Daniel Swedin schreibt.

Verkauf – an wen?

Insolvenzverwalter Michael Kubu will nun möglichst zügig verkaufen – egal, aus welchem Land die Bieter kommen, auch an Bieter aus China: „Meine Aufgabe als Konkursverwalter ist es, im Interesse der Gläubiger zum besten Preis zu verkaufen“, sagte er zu Dagens Industri. Nichts sähe die schwedische Regierung lieber als einen neuen privaten Investor, aber bitte nicht aus China. In einem anderen Fall gab es keine Erlaubnis für die Investitionspläne einer chinesischen Firma.

Schlechtes Signal für europäische Investitionen in die grüne Umstellung?

Und dann gibt es noch die Stimmen, für die Northvolt nicht nur eine Firma war, sondern eben auch das Symbol dafür, dass es möglich sei, auch in Europa Battereien herzustellen. Und wenn man diese Kompetenz in Europa haben wolle, müsse man zunächst auch – wie China – subventionieren. Umgekehrt: „Nach Northvolts Zusammenbruch ist es schwer, zu sehen, wie viele europäische Unternehmen überhaupt bei der grünen Umstellung dabei sein werden.“ so Daniel Swedin in arbetet.se. Andere sehen es nicht so negativ: Die Kompetenz in dieser Frage sei gewachsen, und das werde sich bemerkbar machen, meite beispielsweise der Chalmers-Professor Björn Sandén morgens im schwedischen Radio.

Die deutsche Northvolt-Tochter in Heide ist wie die nordamerikanische nicht Teil des Insolvenzantrags. Wie es mit ihnen weitergeht, hängt trotzdem vom Insolvenzverwalter ab, da es sich um die Tochterfirma der insolventen Northvolt AB handelt.

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