Wenn der Wald keine Kohlenstoffsenke mehr ist

Finnland/Schweden. Bäume absorbieren Kohlendioxid. Wälder sind Kohlenstoffsenken. Auf diesen Mechanismus verließen sich Länder mit viel Wald lange bei der Berechnung ihrer Emissionen und ihrer Klimaziele. Doch die jüngste Entwicklung zeigt, dass darauf kein Verlass mehr ist. Das beschrieb der Guardian gerade am Beispiel Finnland, die Tendenz ist aber auch in Deutschland oder Schweden zu sehen. Die Prinzipien lassen sich bis jetzt nicht vollständig erklären.

Finnischer Wald im Winter

Fast 70 Prozent Finnlands sind Wald oder Moore. Über Jahrhunderte absorbierten diese verlässlich mehr Kohlendioxid als sie erzeugten. Doch dies änderte sich in den vergangenen Jahren rapide. Nach den vorliegenden Messungen haben Finnlands Wälder diese Fähigkeit größtenteils verloren. Finnland hat es zwar geschafft, seine Emissionen seit den 1990er Jahren um 43 Prozent zu senken. Da aber der Wald als Kohlenstoffsenke inzwischen praktisch ausfällt, sieht die Gesamtsumme aus, als sei nichts passiert.

Forstwirtschaft, Trockenheit, tote Bäume

Die Mechanismen dieses Prozesses sind noch nicht komplett erklärbar, doch es gibt eine Reihe von Faktoren, die dazu beitragen dürften. Im Guardian wird auf die fortgesetzte Verbrennung von Torf und die intensive Forstwirtschaft hingewiesen, aber auch auf das Auftauen von Palsa-Mooren (Moore mit einem Eiskern) und darauf, dass mehr von Hitze und Trockenheit gestresste Bäume sterben. Da sind die Zahlen vom Sommer 2024, in dem insbesondere Lappland extrem warm und trocken war, noch gar nicht einberechnet.In diesem Sommer brannte es auch mehrfach in Nordfinnland und Nordnorwegen.

Phänomen mit regional unterschiedlicher Ausprägung

Laut Guardian ist das Verschwinden von Kohlenstoffsenken bisher ein Phänomen, das regional unterschiedlich ausfällt. Es betrifft aber tropische Wälder wie den Amazonas ebenso wie die borealen Wälder, und ist bisher nicht in den Klimamodellen berücksichtigt. Vermehrte Waldbrände sind diesbezüglich doppelt kontraproduktiv. Einem gestressten, nicht mehr an das herrschende Klima angepassten Wald mit Monokultur können aber auch Schädlinge heftig zusetzen.

Es wurden zwar bereits Untersuchungen durchgeführt, wie sich die Eigenschaft von Wäldern als Kohlenstoffsenke verbessern lässt. „Weniger fällen“ gehört zu den einfachsten Maßnahmen. Sowohl Finnland als auch Schweden haben allerdings in der Vergangenheit auf EU-Ebene häufig Entscheidungen blockiert oder aufgeweicht, die die Forstwirtschaft beschränkt hätten.

Mehr zum Thema Wald:

Greenwashing-Preis geht an PR-Kampagne der Forstindustrie

Dieser Beitrag wurde unter Biologie, Finnland, Klima, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert