EU-Waldstrategie: Nordische Lobbyarbeit für den Kahlschlag

Finnland/Schweden. Abholzen mindert die Fähigkeit des Waldes, Kohlenstoff zu binden – und zwar weit über den Kohlenstoff hinaus, der im Holz gebunden ist. Zu dieser Erkenntnis kam jüngst eine Untersuchung des finnischen Forschungsinstitutes ETLA.  Kahlschlag soll dabei die schlimmste Wirkung haben. Ähnlich sieht es die neue EU-Strategie zum Wald – gegen die sich Finnland und Schweden wehren.

Kahlschlag SChweden

Kahlschlag in Norrbotten, Schweden

Die Wissenschaftler des privaten Wirtschaftsforschungsinstitutes ETLA beschrieben den Effekt als „überraschend groß“. Ein Zahlenbeispiel: Ein Baum binden etwa 200 Kilogramm Kohlenstoff pro Kubikmeter. Doch die Fähigkeit des Waldes, Kohlenstoff zu binden und damit als Kohlenstoffsenke zu fungieren, sinke um 350 bis 400 Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr für jeden abgeholzten Kubikmeter. Besonders deutlich sei dieser Effekt auf Kahlschlagflächen. Dass die Zerstörung des Waldbodens CO2 freisetzt, ist allerdings bereits bekannt.

Kahlschlag als Methode umstritten

Die Forstindustrie in Finnland und Schweden wirbt gern damit, dass junge, heranwachsende Bäume besonders viel Kohlenstoff speichern. Das trifft allerdings nur für eine bestimmte Phase zu. Ein junger, frisch gepflanzter Baum kann noch lange nicht die Kapazität ersetzen, die sein Vorgänger am Standort hatte. Abgesehen davon ist ein Wald im besten Falle nicht nur eine Ansammlung von Bäumen, sondern ein Ökosystem, das vielen Arten Raum und Nahrung bietet. Initiativen in Finnland und Schweden wehren sich schon länger gegen die immer noch häufige Praxis des Kahlschlags, bei der mit den großen Maschinen der ganze Boden zerstört wird. Protest gab es deshalb auch immer wieder von den Rentierhaltern, da die Tiere in einem solchen Gelände einfach nichts zu fressen finden.

Schweden und Finnland unzufrieden mit EU-Waldstrategie

Die neue Waldstrategie der EU hat zum Ziel, dass Europas Wälder mehr als Kohlenstoffsenke und gleichzeitig der biologischen Vielfalt dienen sollen. Es soll mehr Wald wachsen, mehr geschützt werden und möglichst nicht per Kahlschlag abgeholzt werden. Schweden und Finnland, die beiden waldreichsten Ländern der EU, sind allerdings wenig begeistert davon, dass sich die EU in die Praxis ihrer Länder einmischen will. Der erste Entwurf, der durchgesickert war, sorgte in der Forstwirtschaft für Entsetzen. Es wurde fleißig Lobbyarbeit betrieben. Zumindest teilweise mit Erfolg:  Auch in Zukunft wird deshalb beispielsweise der umwelt- und klimaschädliche Kahlschlag in der EU weiter erlaubt sein, allerdings nur noch in „gerechtfertigten Fällen“.

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