Vulkanausbruch im Geldingadalur könnte noch lange andauern

Reykjanes (Island). Sieben Tage dauert nun bereits der Vulkanausbruch im Geldingadalur auf Reykjanes – und er könnte auch noch sehr viel länger gehen. Bleibt „Geldingadalsgos“ bei der bisherigen Intensität, hat die Lava das Tal bald gefüllt und muss sich neue Wege suchen. Schaulustige müssen vor allem auf die giftigen Gase achten.

Lavaprognose für Tag 12 nach Beginn des Ausbruchs – das Tal wäre dann gefüllt. Quelle Veðurstofa Íslands

Geologen haben inzwischen die Lava analysiert, die bei dem Ausbruch im Geldingadalur am Fagradalsfjall austritt. Sie kommt nicht etwa aus einer Magmakammer, sondern direkt aus der oberen Schicht des Erdmantels, aus 15 bis 17 Kilometer Tiefe. Sie ist heiß und flüssig. Dies ist typisch für Schildvulkane, und dafür gibt es bereits Beispiele auf Reykjanes, wie Þráinsskjöldur, Sandfellshæð und Heiðin. Mit diesem Nachschub direkt aus dem Erdmantel könnte „Geldingadalsgos“ lange anhalten. Zur Freude der Bewohner von Grindavík haben die häufigen und  heftigen Erdbeben deutlich nachgelassen.

Zurzeit treten im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Kubikmeter Lava pro Sekunde aus. Wer den Livestream von RÚV verfolgt, wird gemerkt haben, dass sich immer mehr im Tal ansammelt. An den dicksten Stellen sind es bereits 22 Meter, im Durchschnitt 9,5 Meter.  Ginge der Ausbruch in dieser Stärke weiter, wäre das Tal in etwa fünf Tagen „gefüllt“. Die Lava könnte dann die Schwelle im Südosten überschreiten und sich einen neuen Weg suchen.

Besucherfreundlicher Vulkan – aber Gefahr durch Gase

Der Ausbruch ist so besucherfreundlich, wie es einem Vulkan eben möglich ist, und Tausende haben die Gelegenheit bereits genutzt. Polizei und Rettungskräfte haben einen sieben Kilometer langen Pfad vom Suðurstrandarvegur markiert, auf dem die Wanderer sicher zum Ziel kommen sollen. Der Vulkan stößt allerdings Gase aus, darunter Schwefeldioxid, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid in lebensbedrohlichen Mengen. Die Einsatzkräfte tragen Gasmasken, verfügen über Gasmessgeräte und verfolgen die Prognosen des Isländischen Meteorologischen Instituts (Veðurstofa Íslands). Als der Wind drehte, musste der erste Weg gesperrt werden und es wurde ein neuer markiert. Bisher wurde nur von erschöpften  Wanderern berichtet und solchen, die auf dem vereisten Pfad ausrutschen. Allerdings verhalten sich offenbar nicht alle Besucher so vernünftig, wie es angemessen wäre. Seit gestern müssen auch wieder zwei Meter Abstand gehalten werden – nicht nur zur Lava, sondern auch zu anderen Menschen. (Quellen: Veðurstofa Íslands, RÚV, Jarðvísindastofnun Háskólans, Eldfjallafræði og náttúruvárhópur, Iceland Monitor)

Update: Aus gegebenem Anlass wird darauf hingewiesen, dass Personen in Quarantäne nicht die Ausbruchsstelle besuchen dürfen. Es gab bereits den ersten Covid-Fall mit Verbindung zu einem Vulkan-Ausflug.

Früherer Artikel zum Thema: Vulkanausbruch auf Island dauert an – Teilgebiet gesperrt

Livestream vom Geldingadalsgos:

 

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