Norwegen. Der Start von Havila Kystruten als neuer Anbieter auf der „Postschifflinie“ entlang der norwegischen Küste war alles andere als einfach. Statt vier Schiffen verkehrt bisher nur eins. Die Probleme setzen sich fort: Die Schiffe wurden mit Hilfe von Tochterfirmen der Leasingfirma GTLK finanziert. Diese ist im Besitz des russischen Staates, was in der aktuellen Situation zu Problemen führen könnte. Darüber berichteten E24 und NRK.
Die Vorgeschichte: Der norwegische Staat wünschte sich mehr Wettbewerb auf der Küstenlinie Bergen-Kirkenes. Diese wird vom norwegischen Staat bezuschusst, weil die Schiffe insbesondere nördlich von Bodø ein wichtiger Teil der Infrastruktur sind – sowohl für Personenverkehr als auch für Fracht. Bisher hatte die Reederei Hurtigruten de facto das Monopol. Doch bei der Neuausschreibung des Auftrags teilte das Verkehrsministerium die Leistung in drei Pakete auf. Die norwegische Reederei Havila bewarb sich für eins, das sie zum Betrieb von vier Schiffen verpflichtet. Der Zuschlag gilt für zehn Jahre. Havila gewann das Paket mit den vier Schiffen. Die sieben weiteren Schiffe, die notwendig sind, um an allen Häfen entlang der Strecke tägliche Abfahrten anzubieten, werden weiter von Hurtigruten betrieben.
Werft-Konkurs und Corona
Havila wollte dafür vier moderne Hybridschiffe bauen lassen, betrieben mit Flüssiggas und mit Batterie. Zwei Schiffe sollte eine türkische Werft bauen, zwei eine spanische. Die spanische ging in Konkurs, bei der türkischen Werft gab es Verspätungen aufgrund von Corona. Das erste Schiff, Havila Capella, ist nun seit dem 12. Dezember im Dienst – fast ein Jahr später als vertraglich verpflichtet. Das zweite, Havila Castor, soll diesen Monat nach Norwegen kommen und laut Pressemitteilung am 10. Mai zu seiner ersten Rundreise starten. Die beiden anderen Schiffe sollen noch in diesem Jahr fertig werden. Bisher hat das Ministerium keine Strafzahlungen für die nicht erbrachten Leistungen verlangt. Aufgrund der Reisebeschränkungen gab es auch weniger Andrang, und Hurtigruten hat alle sieben Schiffe im Dienst.
Leasingfirma durch Krieg mit Image-Problemen
Havila hat die vier Schiffe mit Hilfe der Leasinggesellschaft GTLK finanziert. GTLK ist laut E24 eine der größten Leasinggesellschaften für Flugzeuge, aber auch für Schiffe. Eigentümer ist der russische Staat. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine sind bekanntlich inzwischen umfangreiche Sanktionen gegen Russland verhängt worden.
Havila hat seine Aufträge mit den Tochtergesellschaften abgeschlossen – die ersten beiden über GTLK Asia mit Sitz in Hongkong und beiden späteren über GTLK Europe mit Sitz in Irland. Die Schiffe sollten zunächst über zehn Jahre geleast, werden, also für die Laufzeit des Vertrags mit dem norwegischen Staat. Angesichts der Sanktionen der EU gegen Russland aufgrund des Krieges ist auch der Wert von GTLK Europe gesunken. Bisher zeigen sich Havilas Firmenchef und der Kystruten- Geschäftsführer allerdings optimistisch, dass die Gesellschaft ihren Vertrag dennoch erfüllen kann.
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