Trotz Wasserproblem: Noch 30 Jahre Kalksteinabbau auf Gotland

Gotland (Schweden). Heidelberg Materials darf in Slite auf Gotland noch 30 Jahre lang Kalkstein abbauen. Das entschied nun das Boden- und Umweltgericht und beendete damit zumindest vorerst einen mehrjährigen juristischen Kampf um die Zementproduktion in Schweden. Der Abbau von Kalkstein  bei Slite gefährdet den Grundwasserspiegel auf der ohnehin trockenen Insel Gotland. Mit seinem jüngsten Antrag konnte Heidelberg Materials das Gericht trotzdem überzeugen. Darüber berichtete SVT.

Cementa Slite

Anlage von Heidelberg Materials, damals noch unter dem Namen Cementa, in Slite. Quelle Cementa

Zur Erinnerung: Vor vier Jahren lehnte das Boden- und Umweltgericht den Antrag des Unternehmens, damals noch unter dem Namen Cementa, in oberster Instanz ab. Das Gericht bemängelte damals, der Antrag des Unternehmens  berücksichtige die Folgen für die Wassersituation auf der Insel nicht ausreichend. Etwa drei Viertel des in Schweden verwendeten Zements kommen  von Gotland. Das Urteil verursachte einen Schock in der Industrie.

Es folgte eine kurzfristige Notlösung unter politischem Druck, um die Zementversorgung zumindest teilweise aufrechtzuerhalten. Ende 2022 erhielt Cementa eine Abbaugenehmigung für vier Jahre für eine geringere Produktionsmenge. Seitdem wurde an einem neuen Antrag gearbeitet, der den Fortbestand des Unternehmens, das heute Heidelberg Materials heißt, auf der Insel sichern sollte. Diesmal war das Gericht offenbar zufrieden mit den eingereichten Unterlagen, auch hinsichtlich der Umweltfolgenabschätzung.

Zementproduktion extrem klimaschädlich – Lösung CCS?

Die Zementproduktion auf Gotland ist eines von Schwedens klimaschädlichsten Unternehmen, auch wenn der CO2-Ausstoss sich durch verschiedene Maßnahmen zuletzt verringerte. Das liegt zum einen am Energiebedarf, aber auch in den chemischen Prozessen, die bei der Herstellung stattfinden. Um Zement zu produzieren, muss der zermahlene Kalkstein gebrannt werden. Heidelberg Materials plant deshalb auch dort die Abscheidung von Kohlendioxid (Carbon Caption) und eine Lagerung an einem sicheren Ort (Storage), wie im norwegischen Werk in Brevik. Eine Voraussetzung für Investitionen in die neue Technik war eine langfristige Abbaugenehmigung des Grundmaterials. Die CCS-Technik soll 2030 einsatzbereit sein.

Der Kalksteinabbau senkt den Grundwasserspiegel auf Gotland

Umweltorganisationen und ein Teil der Einwohner arbeiten schon lange daran, den Kalksteinabbau auf Gotland zu stoppen, da sich dadurch der Grundwasserspiegel senkt. Die Gefahr für das Grundwasser ist real. Zu den Auflagen des Gerichts gehört deshalb unter anderem, dass Heidelberg Materials alternative Lösungen für diejenigen finanzieren muss, deren Brunnen aufgrund des fortgesetzten Abbaubetriebs unbrauchbar werden. Das gilt für die Brunnen einzelner privater Grundstücksbesitzer ebenso wie für die der zentralen Trinkwasserversorgung Gotlands.

Gegen das Urteil kann noch Widerspruch eingelegt werden.

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