Lavaforming – von der Bedrohung zur Ressource

Island/Venedig. Was, wenn man eines Tages mithilfe von fließender Lava eine ganze Stadt bauen könnte? Indem man die Lava nutzte wie heute heißes Wasser aus Geothermie? Dieses Szenario, „Lavaforming“,  entwirft der isländische Beitrag zur Architektur-Biennale in Venedig. Hinter dem Projekt stehen die preisgekrönte isländische Architektin Arnhildur Pálmadóttir und ihr Team. Die Science-Fiction-Texte dazu schrieb der isländische Autor Andri Snær Magnason. Es ist das erste Mal überhaupt, dass Island einen eigenen Pavillon auf der Architektur-Biennale in Venedig hat. Darüber berichtete auch RÚV.

Lavaforming. Screenshot aus dem Biennale- Video

Das Szenario der Installation spielt 2150, als Island gelernt hat, Magma und Lava für seine Pläne zu nutzen. In fiktiven Dokumenten blicken Menschen zurück auf die Zeit, in der sich Lavaforming entwickelte und wie es ihr Leben beeinflusste. „Das Thema ist sowohl ein Vorschlag als auch eine Metapher“ erklärt Arnhildur Pálmadóttir dazu. Die Architektur befinde sich in einem Paradigmenwechsel, viele der derzeitigen Methoden hätten  sich als veraltet oder langfristig schädlich erwiesen. „In unserer derzeitigen Lage müssen wir kühn sein, in neuen Bahnen denken, uns den Herausforderungen stellen und die richtigen Ressourcen finden.“

Lavaforming in der Praxis

 Arnhildur Pálmadóttir hat dazu auch ganz konkrete Versuche durchgeführt und informiert in Venedig über ihre Ergebnisse. Für ihre Bemühungen um nachhaltigere Baulösungen erhielt sie vergangenes Jahr den Umweltpreis des Nordischen Rates. Die Installation auf der Biennale in Venedig wurde von einem multidisziplinären Team umgesetzt – zum einen aus ihrem Architektur-Entwicklungsbüro s.ap arkitektar, zum anderen die externen Künstler Andri Snær Magnason und Jack Armitage. Zum Projekt gehört auch das Video unten.

Mehr als eine Frage des Baumaterials

Arnhildur Pálmadóttir (Zweite von rechts) und ihr Team (von rechts): Björg Skarphéðinsdóttir, Arnar Skarphéðinsson, Jack Armitage, Andri Snær Magnason. Es fehlt im Bild Sukanya Mukherjee. Foto Aldís Pálsdóttir

Die Lavaforming-Installation geht über die reine Baumaterial-Frage hinaus und soll auch Haltungen innerhalb der Architektur verändern.  „Wie hat dieses Baumaterial die Beziehung des Menschen zur Natur und zur gebauten Umgebung verändert? Wie hat sich das Paradigma des Bauens verschoben?“, so Arnhildur Pálmadóttir. Dazu liest man in den fiktiven Berichten. An die „Ursprünge“ kann man gut anknüpfen, wenn man verfolgt hat, wie die Einsatzkräfte bei den Ausbrüchen nahe Grindavík und Svartsengi mit Schutzwällen den Lavafluss umlenken.

Von der lokalen Bedrohung zur Ressource

Arnar Skarphéðinsson, Arnhildur Pálmadóttirs Sohn und Geschäftspartner bei s.ap arkitektar, verweist darauf, dass die Architektur im Rahmen eines Systems existiere, das von finanziellen Interessen dominiert ist: „Das Ziel dieses Projekts ist es, eine positive Vision für unsere Zukunft zu bieten, die nicht durch unser gegenwärtiges System behindert wird. Lavaforming lässt die Besucher in unsere Zukunftsvision eintauchen, in der eine lokale Bedrohung in eine Ressource verwandelt wird, die einer globalen Notlage entgegenwirkt.“

Früherer Artikel zum Thema:

Nordischer Rat: Preise für Kultur – und für nachhaltiges Bauen

Das Lavaforming-Video:

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