Grundwasserproblem: Stopp für Zementproduktion auf Gotland

Schweden. Droht Schweden eine Zementkrise? Die Betriebsgenehmigung des größten Zementproduzenten im Land, Cementa auf Gotland, gilt nur noch bis Ende Oktober. Cementa habe keine ausreichenden Unterlagen zur Grundwassersituation geliefert, meinte das zuständige Gericht. Bauprojekte in Stockholm müssen nun ebenso nach Alternativen suchen wie der Untertage-Bergbau in Kiruna und Malmberget. Darüber berichtete SVT.

Cementa Slite

Anlage von Cementa in Slite. Quelle Cementa

Auf Gotland wird schon seit 100 Jahren Kalkstein abgebaut und zur Zementproduktion genutzt. Das heutige Unternehmen Cementa auf Gotland ist Teil des deutschen Konzerns Heidelberg Zement. Cementa hatte im Januar 2020 die Betriebsgenehmigung für zwei Abbaugebiete bei Slite für weitere 20 Jahre erhalten, wenn auch mit Auflagen. Gegen diese Genehmigung hatten die Verwaltung von Gotland (Länsstyrelse) und Privatpersonen geklagt – der fortgesetzte Abbau beeinträchtige die nahen Natura 2000-Gebiete und die Grundwassersituation. So ist bekannt, dass der fortgesetzte Abbau den Grundwasserspiegel in einem Bereich um vier Meter senken würde.

Unterlagen reichten dem Gericht nicht aus

Die nächste Instanz, Mark-och Miljööverdomstolen, fand die Dokumentation zu Wassersituation zumindest nicht ausreichend, und Cementa darf nur noch bis zum 31. Oktober  Kalk und Mergel abbauen. Wie SVT berichtete, kritisiert das Gericht  unter anderem das verwendete Wassermodell. Die Messungen in der Umgebung hätten nicht die Ergebnisse gezeigt, die dort laut Modell sein sollten. Außerdem dringe bereits Salzwasser ein.

Cementa hat gegen die neue Entscheidung geklagt, doch es ist unwahrscheinlich, dass eine neue Verhandlung so schnell stattfindet – sofern das Oberste Gericht den Fall überhaupt annimmt. Cementa meint, das Gericht habe das Material nicht komplett gesichtet, außerdem gebe es in Slite bereits seit den 1950er Jahren einen hohen Chloridgehalt – daran sei nicht der Abbau schuld. Etwa drei Viertel des in Schweden verwendeten Zements kommt von Gotland.

Kein Bau ohne Beton

Baustelle Kiruna

Sehr viel Zement von Gotland wird in Kiruna gebraucht – für das neue Zentrum und für die Sicherung der Grube.

Die drohende „Zementkrise“ könnte zu Verspätungen bei großen Bauprojekten führen, wenn sich nicht schnell genug Ersatz findet – bei der Fertigstellung von Slussen in Stockholm ebenso wie beim Stadtumzug von Kiruna. Und nicht nur über der Erde wird der Baustoff gebraucht. Das Bergbauunternehmen LKAB ist nach eigenen Angaben Cementas größter Kunde – mit dem Material werden die Wände der Grubengänge verstärkt. „Es ist undenkbar, eine sichere und moderne Grube unter Tage ohne Beton zu betreiben“, so ein Vertreter von LKAB zu NSD. Für das Unternehmen, das mit Kiruna und Malmberget die beiden weltgrößten unterirdischen Erzgruben betreibt, könnte dies eine deutlich geschrumpfte Produktion bedeuten.

Gotland hat ein Wasserproblem

Cementa hatte eigentlich große Pläne und wollte das erste klimaneutrale Zementwerk werden. Normalerweise wird beim Herstellungsprozess sehr viel CO2 freigesetzt – das sollte eingefangen und in einem norwegischen Speicher versenkt werden.

Gotland hat allerdings schon heute immer wieder ein Wasserproblem. Zum einen regnet es im Sommer wenig – genau dann, wenn viel Wasser benötigt wird. Zum anderen speichert der Grund das Wasser schlecht. Über den Sommer herrscht deshalb immer wieder ein Bewässerungsverbot, auch aktuell, und die Leute sind aufgerufen, so wenig wie möglich zu verbrauchen. In Herrvik steht Schwedens erste größere Entsalzungsanlage, die aus Ostseewasser Trinkwasser macht.

Hintergrund zu Kiruna: Kiruna – eine Stadt zieht um

Dieser Beitrag wurde unter Bergbau, Biologie, Kiruna, Malmberget, Schweden, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert