Test-Meister Färöer: Gab es dort zwei Typen von Sars-CoV-2?

Färöer. Kein Land hat prozentual so viele Einwohner auf Covid-19 getestet wie die Färöer – jedenfalls, wenn man nach den Zahlen von Our world in Data geht. Die Inselgruppe mit ihrer vergleichsweise übersichtlichen Einwohnerzahl scheint außerdem die Theorie zu bestätigen, dass es zwei Typen von Sars-CoV-2 gibt: einen, der extrem ansteckend ist, und einen weniger ansteckenden. Corona- Update Island und Grönland unten. Update 18.30 Uhr

Färöer

Auch zu den Färöer hat das Coronavirus den Weg gefunden. Foto Jan Steffen

Die Färöer sind aktuell im Lockdown, wie viele Länder. Nach der ersten bestätigten Infektion schien es unausweichlich, dass sich auch dort das Coronavirus Sars-CoV-2 ausbreitet. Bei der Verfolgung der Ansteckungswege hat Lars Fodgaard Møller, der oberste Arzt des Landes, jedoch eine interessante Entdeckung gemacht, berichtet Berlingske: Die ersten Fälle hätten niemanden im Land angesteckt – trotz engen Kontakts und sogar Küssen. Zur Erinnerung: Der erste Coronafall auf den Färöer hatte sich bei einer Konferenz in Paris infiziert. Dann gab es jedoch Fälle, wo die Viren aus Island und Dänemark kamen. Diese seien extrem ansteckend gewesen. Inzwischen gibt es 122 bestätigte Infektionen, davon sind allerdings 33 bereits wieder gesund. Bei den meisten verlief die Krankheit problemlos, doch gestern meldete kvf.fo die erste Einlieferung ins Krankenhaus. Insgesamt wurden auf den Färöer 2482 Personen getestet, bei einer Einwohnerzahl von rund 52 000.

Chinesische Forscher fanden schon Mutation

Die Entdeckung des färöischen Landesarztes passt zu dem, was chinesische Forscher schon Anfang März in National Science Review veröffentlichten: Es scheint eine ursprüngliche, weniger ansteckende Form zu geben, die auch in Wuhan vorkam (S-Type) sowie eine mutierte, stärker ansteckende Form, die inzwischen häufiger vorkomme (L-Type). Das Team um Xiaolu Tang von der Universität Peking hatte die Entwicklung des vermutlich vom Tier auf den Menschen übergesprungenen Virus verfolgt und 103 aktuelle Exemplare von Sars-CoV-2 komplett untersucht. Dabei wurden kleine genetische Abweichungen an zwei Stellen festgestellt. 29 waren „S-Type“ und 72 „L-Type“. 

Dass ein Virus mutiert, ist normal. Noch sind sich die beiden Typen offenbar sehr ähnlich und die Mutation scheint zumindest nach aktuellem Stand keine Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf an sich zu haben. Zu den Mängeln, die andere Wissenschaftler an der Studie sehen, gehört die geringe Datenbasis. Es könnte inzwischen irgendwo noch eine weitere Mutation existieren. Dies zu wissen, wäre auch wichtig für die Entwicklung des Impfstoffes.

Mutationen auch auf Island beobachtet

Dass der Virus sich schnell verändert, ist auch die Beobachtung der Genforscher des isländischen Unternehmens deCode, die zusätzlich zu den Behörden Test ausführen. Gründer und Direktor Kári Stefánsson sagte gegenüber der dänischen Information, man habe 40 verschiedene Varianten beobachtet, und eine Person habe sogar zwei verschiedene in sich getragen. DeCode hat bisher mehr als 5000 Personen getestet, auch solche ohne Symptome. Unter den mehr als 400 Infektionen ließen sich laut Kári Stefánsson drei Gruppen bei der Sequenzierung unterscheiden: die aus Österreich, die aus Italien und welche aus England.

Corona-Update Island:

 Auch Island hat massiv getestet, dort unterstützt das Genforschungsunternehmen deCode die Behörden. Island musste die Frequenz nun aber zurückfahren: Die Spezial-Wattestäbchen wurden knapp und der Nachschub kam nicht wie geplant. Gerade wird geprüft, ob sich Probestäbchen des isländischen Orthopädieherstellers Össur auch für den Zweck eignen. Inzwischen sind neue Maßnahmen in Kraft getreten, die Versammlungen von mehr als 20 Personen verbieten. Unter anderem sind nun auch die Schwimmbäder geschlossen. Islands Premierministerin Katrin Jakobsdóttir war vorübergehend in Quarantäne, bis ein Test zeigte, dass sie nicht infiziert ist. Ein Mitarbeiter der Schule ihres Sohnes ist an Covid-19 erkrankt.

Corona-Update Grönland:

Bisher sind fünf Infektionen gemeldet, die ersten beiden sind aber schon wieder gesund. Alle fünf leben in Nuuk. Für Nuuk sind deshalb noch stärkere Restriktionen in Kraft als für die anderen Gebiete.

Frühere Artikel zum Thema:

Übersicht über die Testaktivitäten im Verhältnis zur Einwohnerzahl laut Our World in Data. Daten für Chinas Provinz Hubei gibt es dort nicht in der Liste. Die Tests sind umgerechnet auf „Test pro Millionen Einwohner“. Da die Färöer und Island weniger als eine Million Einwohner haben, wurde also hochgerechnet, um vergleichen zu können. Das Bild lässt sich per Klick vergrößern.

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