Schweden. Die nächste Nachtzug-Streichung kommt: Statt zwei Zugpaaren zwischen Stockholm und Narvik soll ab Mitte April nur noch eins tatsächlich bis/ab Narvik fahren, das andere nur bis/ab Umeå. Damit soll vor allem Geld gespart werden. Das erschwert die Anreise aus dem Süden zu Zielen nördlich von Umeå für Einwohner und Touristen. Darüber berichteten SVT und järnvägar nu.
Der Nachtzug Stockholm-Narvik schien bisher unantastbar. An seiner Existenz hängen unter anderem Skiurlaube in Riksgränsen, Wanderpläne ab Björkliden und Nordlichttouren in Abisko. Bisher gab es zwei Optionen:
- Abfahrt in Stockholm 18.12 Uhr, Ankuft in Luleå 6.35 Uhr (Kurswagen), Abisko 11 Uhr, Narvik 12.37 Uhr im durchgehenden Zug.
- Abfahrt in Stockholm 21.55 Uhr, Umsteigen um 10.51 Uhr in Boden in den Tagzug aus Luleå nach Narvik, wo man dann 18.25 Uhr ankommt. Der Zug mit den Liege- und Schlafwagen fährt nach Luleå und wird dort gesäubert.
Wie järnvägar.nu schreibt, soll der Tagzug Luleå-Narvik komplett wegfallen und der Nachtzug statt in Luleå schon in Umeå wenden.
Nur eine Option und weniger Kapazität nördlich Kiruna
Die Verkehrsbehörde, Trafikverket, zuständig für die Finanzierung, verweist darauf, dass Luleå ab Umeå auch mit Regionalzügen erreicht werden könnte, und von dort aus auch Kiruna. Inwieweit die bisherigen Zeiten auch den zukünftigen entsprechen, ist noch nicht bekannt. Nördlich von Kiruna gäbe es dann grundsätzlich nur noch eine Option. Dort liegen aber Touristenziele wie Abisko, Björkliden Riksgränsen und alle norwegischen Stopps. Grundsätzlich gäbe es weniger Kapazität für Reisen dorthin mit dem Zug.
Tägliche Verbindung fast unmöglich wirtschaftlich zu betreiben
Diese Entwicklung hat eine Vorgeschichte. Nachtzugbetrieb ist nachgefragt, und es gebe Zeiten mit sehr guter Auslastung, so ein SJ-Vertreter zu järnvägar.nu. Tägliche Verbindungen das ganze Jahr über sind laut SJ fast aber unmöglich wirtschaftlich zu betreiben.
Um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, bezuschusst der schwedische Staat bisher diese Strecke – zuletzt allerdings immer per Ausschreibung an den billigsten Bieter. Von Dezember 2020 bis Dezember 2024 bediente die norwegische Vy die Strecke. In diese Zeit fielen sowohl Corona-Restriktionen als auch Ausfälle wegen Entgleisungen. Vy verzichtete etwas überraschend auf die mögliche Verlängerung. Die staatseigene schwedische SJ übernahm deshalb den Betrieb vor einem Jahr mit einem „Notvertrag“, da die Zeit nicht für eine neue Ausschreibung reichte. SJ fährt „mit offenen Büchern“, wie es auf den Seiten von Trafikverket heißt – die tatsächlichen Kosten werden ersetzt. SJ wird so auch noch ein Jahr weiter fahren, denn es fand sich niemand, der bei der jüngsten Ausschreibung ein Angebot dafür abgab, nicht einmal SJ. Deren Vertreter sagte damals, die Bedingungen in der Ausschreibung müssten realistisch sein.
Kosten gestiegen, Budget geschrumpft
Obwohl die Kosten gestiegen sind und die Ausschreibung im Sommer kein Angebot brachte, hat die Politik den entsprechenden Posten im Haushalt der Verkehrsbehörde abgesenkt, wie der Behördenchef gegenüber järnvägar.nu berichtete. Die Absenkung sei aber nur gering. Um innerhalb des vorgesehenen finanziellen Rahmens zu bleiben, müsse das Angebot eingeschränkt werden. Die neue Ausschreibung soll sich ebenfalls auf die verkürzte Strecke für den zweiten Nachtzug beziehen. Der Betreiber hätte aber die Möglichkeit, die Strecke in eigener Verantwortung zu verlängern.
Wann kommen die neuen Züge?
Ein anderes Argument für die Verkürzung ist, dass die Wagen alt sind und mehr Wartung brauchen. Hier lockt die Verkehrsbehörde mit komplett neuen Zügen ab 2030, mit denen alles besser werden soll. Allerdings fand sich bei der jüngsten Ausschreibung keiner, der die Kriterien zu den entsprechenden Bedingungen erfüllte, es ist unsicher, wann tatsächlich neue Züge kommen.
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- Schweden: Keine geeigneten neuen Nachtzüge im Angebot?
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