Grönland: Entschädigung für Opfer der Spiralenkampagne

Grönland. Die Frauen, die gegen ihren Willen in jungen Jahren in Grönland eine Spirale eingesetzt bekamen, erhalten eine Entschädigung vom dänischen Staat. Das teilte die dänische Regierung nun mit. Viele dieser Frauen hatten davon lebenslange Gesundheitsschäden davongetragen und waren ungewollt kinderlos geblieben. Die Entschädigungssumme soll 300 000 DKK betragen, gut 40 000 Euro. Darüber berichteten auch KNR und Sermitsiaq.

Dänemark und Grönland. Grafik sel mit OpenEmoji/Creazilla, CC BY 4.0

Für manche erwachsene Frau, die keine Kinder mehr bekommen möchte, ist die Spirale eine gute Lösung. In Grönland wurde sie vor allem zwischen 1966 und 1970, aber auch noch darüber hinaus, aber auch bei sehr jungen Mädchen eingesetzt – ohne dass diese zugestimmt hatten, teilweise auch, ohne überhaupt verstanden zu haben, wie ihnen geschah. Dabei handelte es sich außerdem um ein Modell, dass für junge Mädchen viel zu groß war. Zur Scham kamen Schmerzen, Unterleibsprobleme und Kinderlosigkeit. Erst eine Podcast-Serie des dänischen Radios im Jahr 2022 verschaffte diesem Thema eine größere Öffentlichkeit.

Rund 4500 Frauen betroffen

Nach den „Experiment-Kindern“ wurde der „Spiralenskandal“ ein weiteres Kapitel der dänisch-grönländischen Geschichte, das eine koloniale Haltung der früheren dänischen Politik gegenüber der grönländischen Bevölkerung auf besonders deutliche Weise zeigte. Hinter der Spiralenkampagne steckte damals das Bestreben, die Zahl der unehelichen Kinder in Grönland zu senken, und manche Ärzte hatten die Rechtsgrundlage sehr frei ausgelegt. Insgesamt erhielten damals rund 4500 Mädchen und Frauen die Spirale, was etwa die Hälfte der gebärfähigen Frauen zu der Zeit ausmachte. Die Geburtenzahlen fielen deutlich.

Entschuldigung im Namen des Staates

Bereits im Spätsommer hatte sich die dänische Premierministerin zunächst öffentlich, dann auch persönlich in Grönland bei einigen Betroffenen im Namen des Staates entschuldigt. Bis die Entschädigung tatsächlich ausgezahlt wird, dauert es aber noch: Ab April können die Frauen einen Antrag stellen. Zuständig ist Dänemark für die Fälle von 1960 bis 1991. Ab 1991 war Grönland selbst für die Gesundheitsversorgung verantwortlich. Auch danach hatte es noch einige Fälle gegeben. Bei diesen hat sich Premierminister Jens Frederik Nielsen entschuldigt. Wie KNR berichtet, haben 20 Frauen in Grönland eine Entschädigung beantragt.

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