Island. Seit bekannt ist, dass in diesem Jahr wieder Finnwale gefangen werden sollen, steht Island unter besonderer Beobachtung von Tierschutzorganisationen. Bilder von hard to port zeigen: Der neueste Fang war gar kein Finnwal, sondern entweder ein geschützter Blauwal oder ein seltener Hybride.
Insgesamt 22 Finnwale haben die beiden Fangboote der Hvalur hf von Kristján Loftsson in den ersten drei Wochen gefangen, wie mbl.is berichtet. Sie werden in einer speziell dafür gebauten Station am Hvalfjörður an Land gezogen und zerlegt. Dies geschieht unter freiem Himmel – Sea Shepherd hat eine solche Aktion mit einer Drohne gefilmt und ins Netz gestellt.
Auch hard to port, eine Organisation aus Emden, Niedersachsen, die sich aus Protest gegen den isländischen Walfang gegründet hat, verfolgt das Geschehen dort und machte nun darauf aufmerksam, dass Wal Nummer 22 kein Finnwal ist, sondern entweder ein Blauwal, der geschützt wäre, oder einer der sehr seltenen Blauwal-Finnwal-Hybriden (die nicht geschützt sind).
Isländische Medien nahmen das auf. Nach den Bildern handele es sich um einen Hybriden, aber ein endgültiges Ergebnis könne nur ein DNA-Test bringen, so ein Biologe bei mbl.is. Das isländische Meeresforschungsinstitut war bereits informiert worden. Von allen gefangenen Walen werden DNA-Proben entnommen, die üblicherweise erst am Ende der Saison ausgewertet werden. Von dem Ergebnis dürfte abhängen, welche Folgen der Fang des „falschen“ Wals für Loftsson hat.
Kein Markt für Finnwal-Fleisch
Insgesamt darf Hvalur hf 191 Finnwale fangen. Es gibt allerdings gar keinen Markt für dieses Walfleisch – auf Island wird höchstens Minkwal gegessen. Loftsson glaubt, er könne es nach Japan verkaufen. Japan hatte in der Vergangenheit schon isländisches Walfleisch abgelehnt. Loftsson, so berichteten Medien in der Vergangenheit, finanziere die Walfängerei bisher durch seine Gewinne beim Fischerei-Riesen HB Grandi. Seine Anteile daran hat er allerdings dieses Jahr verkauft.
Die isländische Bevölkerung steht dem Walfang gespalten gegenüber, wie jüngst eine Umfrage zeigte. „Ohne die Unterstützung unserer isländischen Freunde wäre unsere Arbeit nicht möglich“, schreibt hard to port auf Facebook. Isländische Whale-Watching-Organisationen zeigen deutlich Flagge gegen den Walfang und appellieren auch an die Touristen, auf der Insel kein Walfleisch zu essen: „Meet us, don’t eat us“.
Das Walfleisch, das in manchen Restaurants angeboten wird, stammt vom Minkwal (Zwergwal). Der wird dieses Jahr ebenfalls wieder gejagt, von der Reederei IP Útgerð. Bisher wurden laut RÚV sechs Tiere erlegt. Das neue Walschutzgebiet erschwert den Fang.
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