Island. Die Walschutzzone in der Faxaflói-Bucht vor Reykjavík in Südwest-Island ist deutlich vergrößert worden. Walfänger, die es auf Island immer noch gibt, müssen sich für die Jagd nun weiter aufs Meer begeben.
Die Maßnahme ist allerdings nicht etwa die erste der neuen Regierung unter der links-grünen Premierministerin Katrín Jakobsdóttir, sondern die letzte der ausgeschiedenen Fischereiministerin Þorgerður Katrín Gunnarsdóttir (Reformpartei). Sie begründete die Maßnahme in Vísir mit der Kollision von touristischen Walbeobachtungen und Walfang in diesem Gebiet. Von Reykjavík aus starten nämlich nicht nur Ausflugsschiffe, sondern auch Islands letzte Waljäger. Ihre Fänge machten sie oft in dem Bereich, der nun geschützt ist.
Die neue Verordnung dürfte ganz im Sinne der Links-Grünen sein, aber weniger auf der Linie der beiden Koalitionspartner. 2013 hatte der damalige links-grüne Minister Steingrímur J. Sigfússon kurz vor der Amtsübernahme der konservativen Regierung das Schutzgebiet in der Faxaflói-Bucht auf genau jene Grenzen ausgeweitet, die nun seit einigen Tagen wieder gelten. Nur sechs Wochen später machte der neue Fischereiminister Sigurður Ingi Jóhannsson (Fortschrittspartei), der dem Walfang gegenüber positiver eingestellt ist, die Maßnahme rückgängig.
Sigurður Ingi Jóhannsson und seine Partei sind nun Teil der neuen Regierung. Er selbst übernimmt diesmal das Verkehrsministerium. Der neue Fischereiminister Kristján Þór Júlíusson gehört der konservativen Unabhängigkeitspartei an, die dem Walfang ebenfalls positiver gegenübersteht. Islandsbloggen vermutet, dass es darüber in der Regierung zum Streit kommen wird.
Weniger Tiere in der Bucht
Island betreibt seit 2006 wieder kommerziellen Walfang. Bejagt wird zum einen die häufigste Art, der Minkwal, direkt vor der Küste. In der vergangenen Saison endeten 17 durch die Harpune – die niedrigste Zahl seit 2006, geplant war mehr. Ein Grund dafür war, dass sich weniger Tiere in der Faxaflói-Bucht aufhalten – in dieser Beobachtung sind sich Walbeobachter und Waljäger einig, wenn auch nicht in der Ursache.
Das größere Geschäft ist inzwischen Walbeobachtung – aber dafür muss man die Tiere auch sehen können.
Walfleisch für Touristen
Ein Großteil des Walfleischs wird von den Restaurants abgenommen – für die Touristen. Tierschützer beklagen, dass diese Nachfrage den Walfang unterstützt. Icewhale, die Organisaion der isländischen Walbeobachtungs-Anbieter, wirbt auf ihrer Seite für „Meet us, don’t eat us“ und das Ende des kommerziellen Walfangs. Dabei verweisen sie auf eine Gallup-Umfrage von 2016, nach der 81 Prozent der Isländer nie Walfleisch kaufen und nur 1,5 Prozent der Isländer regelmäßig Walfleisch essen.
Finnwal wurde in den letzten beiden Jahren aufgrund der schwierigen Absatzmöglichkeiten gar nicht mehr gejagt.
Mehr zur neuen Regierungskonstellation unter Islands neue Regierungschefin heißt Katrín Jakobsdóttir.