Sisimiut/Qaqortoq (Grönland). Die Entbindungsstationen in Sisimiut und Qaqortoq werden wegen des Mangels an Fachpersonal vorübergehend geschlossen. Das gab das Gesundheitsministerium bekannt. Die Schließung dauert mindestens bis zum Ende des Jahre 2025. Damit reduziert sich die Zahl der Entbindungsstationen in ganz Grönland auf drei: Nuuk, Ilulissat und Tasiilaq.
Der Personalmangel im medizinischen Bereich ist schon lange ein großes Problem in Grönland – und eins der Dinge, die der jüngste Wahlsieger, die Partei Demokraatit, ändern wollte. Nun muss das Gesundheitsministerium zunächst eine Verschlechterung verkünden. Die Entbindungsstation im Krankenhaus Qaqortoq in Südgrönland ist bereits geschlossen, in Sisimiut ist es am Dienstag nach Ostern soweit. Im vergangenen Jahr wurden in Qaqortoq 14 Kinder geboren und in Sisimiut 39. Schwangere aus Maniitsoq und Schwangere aus beiden Regionen mit einem bekannten Risiko wurden schon zuvor an das Dronning Ingrids Hospital in Nuuk verwiesen, und das gilt nun auch für alle anderen Gebärenden aus den beiden Regionen. Es sind weiterhin Hebammen für die Vorsorgeuntersuchungen vor Ort. Laut der Pressemitteilung fehlt es jedoch unter anderem an Ärzten mit der notwendigen chirurgischen Kompetenz. Der größte Teil der Geburten in Grönland findet bereits in Nuuk statt (2023: 517 von 723 Babys).
Von 17 Entbindungsstationen in 2002 auf drei
Die Vereinigung der grönländischen Hebammen ist über diesen Schritt besorgt, wie Sermitsiaq schreibt, und verweist darauf, dass es 2002 noch 17 Entbindungsstationen gab, von denen ab nächste Woche nur noch drei übrig sind. „Vorübergehende“ Schließungen können lange dauern, wie man beispielsweise an Aasiat sieht, wo die Entbindungsstation 2019 „vorübergehend“ geschlossen wurde und immer noch ist. Sermitsiaq lässt auch Frauen zu Wort kommen, die schildern, welche Umstände und Kosten das nun für sie mit sich bringt, rechtzeitig vor dem Termin mit eventuell schon vorhandenen Kindern nach Nuuk zu reisen und sich dort einzuquartieren.
Medizinische Qualität contra kurze Wege
Dass Schwangere einen weiten Weg zur Entbindung haben, ist nicht nur in Grönland so: Auch in den dünn besiedelten Regionen Norwegens, Schwedens und Finnlands konzentriert sich das Angebot auf wenige Zentren. Dahinter steht das Konzept, dass es für den Erhalt der medizinischen Kompetenz wichtig ist, eine gewisse Anzahl Geburten im Jahr durchzuführen. Weite Fahrten zu einem für die Schwangeren kritischen Zeitpunkt sind allerdings ebenfalls ein Risiko, und es kommt immer wieder vor, dass Kinder schon auf dem Weg im Auto geboren werden. Der Personalmangel ist auch dort ein weiteres Problem, vor allem im Sommer.
Nicht einfach schnell mit dem Auto nach Nuuk
Da es in Grönland keine Straßen zwischen den Orten gibt, können Grönländerinnen nur den Luftweg oder, wo möglich, den langsameren Seeweg wählen. Das Linienschiff Sarfak Ittuk schreibt für Schwangere ab der 36. Woche eine medizinisch kompetente Begleitung vor.