Kautokeino (Norwegen). Emmi Luusua und Johan Vasara aus Kautokeino fuhren zur Entbindung ihres dritten Kindes ins finnische Rovaniemi statt nach Hammerfest, dem eigentlich für sie zuständigen Krankenhaus. Aus einem einfachen Grund: Der Weg dorthin ist zwar länger, aber sicherer. Diese Geschichte, gerade bei NRK veröffentlicht, erinnerte an einen alten Kampf, der aktuell verloren scheint – den um das Krankenhaus Alta.
Von Kautokeino nach Rovaniemi sind es je nach Wegwahl 388 oder 398 Kilometer, für die man laut Google ungefähr fünf Stunden braucht. Von Kautokeino nach Hammerfest wären es nur 270 Kilometer. “ Vier bis fünf Stunden bei schönem Sommerwetter“, sagt Johan Vasara zu NRK. Doch der Nachwuchs kam im Januar.
Die letzte Etappe des Weges nach Hammerfest ist oft gesperrt wegen extremer Wetterverhältnisse und Lawinengefahr. Oder man darf nur in der Kolonne fahren. „In einer so sensiblen Lebenssituation geht man kein Risiko ein. Sicherheit geht vor“, zitiert NRK den Vater. Die Kosten der Geburt in Finnland wurden von Norwegen gedeckt. Auch das erste Kind des Paares ist in Rovaniemi geboren, das zweite in Tromsø.
Das Paar Luusua/Vasara wäre lieber nur nach Alta gefahren – 130 Kilometer vergleichsweise unproblematischer Weg. Mit 21 800 Einwohnern ist Alta die größte Stadt in der Finnmark, Hammerfest hat nur 11 300. Doch die Klinik in Alta hat nur ein sehr begrenztes Angebot – Geburten gehören nicht dazu, es gibt nicht einmal eine Notaufnahme. Die dünn bediedelte Finnmark hat zwei Krankenhäuser mit Entbindungsstationen, eins in Kirkenes und eins in Hammerfest. Das Hammerfest-Krankenhaus ist gerade in ein neues Gebäude gezogen. Die Krankenhäuser sind ein Eigenbetrieb der staatlichen Gesundheitsorganisation Helse Nord.
Ärger über mangelndes Angebot in Alta brachte neue Parte ins Parlament
Vor der Wahl 2021 in Norwegen war die Unzufriedenheit mit der Krankenhausstruktur in Alta und Kautokeino so groß, dass die neue Partei Pasientfokus aus der Finnmark sogar eine Abgordnete in den Storting schicken konnte. Die Partei hatte nur ein Thema: Das Angebot in Alta verbessern. Die Abgeordnete, Irene Ojala, stieß allerdings bisher im Storting auf taube Ohren. Vier Mal, so berichtet sie NRK, habe sie den Vorschlag eingebracht, in Alta eine vollwertige Geburtsabteilung einzurichten. Jedes Mal wurde er von einer Mehrheit abgelehnt. Ojala meint, das Geld dafür sei da, es würde nur falsch ausgegeben: „Wir verwenden enorme Summen dafür, Patienten zu transportieren“, sagte sie zu NRK.
Langer Weg zum Kreißsaal im ganzen Norden ein Problem
Der lange Weg zum Kreißsaal ( und zu anderen anspruchsvolleren medizinischen Leistungen) ist ein Problem, das es im gesamten dünnbesiedelten Norden gibt. So kämpfen Frauen in Kiruna bisher vergeblich für eine Geburtsstation, unsicher ist auch die Situation im Inland von Västerbotten. In Finnland hat gerade die Entbindungsstation von Kemi geschlossen. Nördlich von Oulu gibt es jetzt in Finnland zur Entbindung nur noch Rovaniemi.
Frühere Artikel zum Thema: