Norwegen: Wissenschaftler gegen Hvaldimir-Umzug

Norwegen. Was ist das Beste für Hvaldimir, den Beluga mit der ungewöhnlichen Geschichte, der seit fünf Jahren an der norwegischen Küste unterwegs ist? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen, wie sich aktuell zeigt. Während die Organisation One Whale gerade die Genehmigung bekommen hat, den Wal von Ryfylke in die Finnmark zu transportieren, haben sich mehr als 70 Experten  dagegen ausgesprochen. Dahinter steht auch ein schon länger bestehender fachlicher Dissens. Darüber berichtete NRK.

Hvaldimir

Hvaldimir 2019 bei der Untersuchung. Foto Kommune Hammerfest

Gründerin von One Whale ist die US-amerikanische Filmemacherin Regina Crosby Haug, die inzwischen in Oslo lebt. Sie hat auch einen Film über den Beluga gedreht hat, der nächstes Jahr veröffentlicht werden soll. Die Organisation ist bemüht, den Weg Hvaldimirs im Auge zu behalten und hatte schon zuvor den Vorschlag gemacht, den Wal nach Spitzbergen umzusiedeln. Das war aber von der Fischereibehörde abgelehnt worden. Für einen Umzug an den Jarfjord, einem Seitenarm des Varangerfjords in die Finnmark,  hatte sie nun allerdings grünes Licht gegeben.

Dagegen haben nun zahlreiche Wissenschaftler Einspruch eingelegt. Die Initiative dazu kam von früheren Mitarbeitern von One Whale, die die Organisation vor einem Jahr aus Protest verlassen und die Organisation Marine Mind gegründet hatten. „Die Prioritäten und Entscheidungen bei One Whale waren nicht im Einklang mit dem, was wir als fachlich richtig ansahen“, so Biologe Sebastian Strand von Marine Mind zu NRK.

Umzug ein Risiko für den Wal

Strand ist der Meinung, dass der Umzug ein Risiko für Hvaldimir darstellt und nicht stattfinden sollte. Derselben Meinung sind auch mehr als 70 andere Wissenschaftler, von denen einige Hvaldimir sehr gut kennen. Eve Jourdain, eigentlich spezialisiert auf Orcas und Vorsitzende der Norwegian Orca Survey, war eine der ersten, die Hvaldimir am Anfang halfen und seinen Weg an der Küste begleiteten. Der Transport werden den Wal sehr stressen und möglicherweise sogar umbringen. Er sei nicht in Gefahr und sei keine Gefahr für Menschen, so Jourdain zu NRK. Auch Audun Rikardsen, Meeresbiologe an der Universität Tromsø, ist gegen Hvaldimirs Umsiedlung.

Artgenossen oder Menschen?

One Whale argumentiert damit, dass Hvaldimir im Norden weniger Menschen und Boote, aber dafür Artgenossen treffen könnte. Dem widerspricht Rikardsen:  Es gebe keinen Belugawal-Bestand im Varangerfjord, nur vereinzelte Tiere, die von der russischen Seite herüberschwimmen.

Die Nähe zur russischen Grenze weckt bei Rikardsen und Jourdain noch andere Befürchtungen. Denn dorther kam Hvaldimir, vermutlich aus Gefangenschaft. Sein Interesse könnte weniger den Belugas dort gelten als den Menschen, die er aufsuchen würde. Und sie befürchten, dass er erneut in Gefangenschaft geraten könnte, auch wenn Walfang in Russland inzwischen nicht mehr erlaubt ist.

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