Suomussalmi (Finnland). Der Bach Hukkajoki bei Suomussalmi ist geschützt und beherbergt die seltene Flussperlmuschel. Doch vor den Augen von zwei Biologen fuhr dort eine große Forstmaschine mehrfach durch den Bach, Tausende Muscheln starben. Medien nenne es das „Muschelmassaker“. Die Polizei ermittelt nun wegen groben Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz. Darüber berichtete Yle (finnisch, schwedisch, englisch).
Bei der besagten Forstmaschine handelte es sich um ein Fahrzeug zum Transportieren von Baumstämmen, in der Gegend war abgeholzt worden. Beauftragt war die Aktion von Forstunternehmen Stora Enso, an dem der finnische Staat mit 10 Prozent beteiligt ist. Stora Enso hat angekündigt, die ökonomische Verantwortung zu übernehmen. Die Schäden wären nicht geschehen, wenn Prozesse und Arbeitsmethoden eingehalten worden wären, so der Landeschef für Finnland gegenüber der Nachrichtenagentur STT. Nun werde untersucht, wie es zu dem Fehler kommen konnte. Das ausführende Unternehmen wollte sich gegenüber Yle dazu nicht äußern.
Etwa 400 Mal den geschützten Fluss durchquert
Die beiden Biologen waren vor Ort, um im Auftrag der Forstbehörde Flussperlmuscheln zu zählen. Sie hörten, sahen und filmten die Maschine. Nach dem Bericht bei Yle wurde der Fahrer außerdem unverschämt gegenüber der Biologin, die ihn auf das Vergehen ansprach. Nach Schätzungen der Forstbehörde anhand der Spuren wurde der flache Bach etwa 400 Mal mit der Maschine durchquert und mehrere Tausend Muscheln starben dabei.
Schäden durch den Dreck
Flussperlmuscheln benötigen klares, fließendes Wasser, und sie vermehren sich über verschieden Stadien, für die sie einen Zwischenwirt brauchen. Darum sind sie heute sehr selten geworden. Das Vorkommen im Hukkajoki war deshalb geschützt. Zu den direkten Schäden an den Muscheln durch die Reifen kommen noch diejenigen, die durch die Verschmutzung im aufgewühlten Flussbett hervorgerufen wurden. Fachleute versuchen nun vor Ort, zu retten, was zu retten ist.
Auch schon früher Reifenspuren
Die Biologin berichtet gegenüber Yle, man habe auch schon früher Maschinenspuren durch den Bach gesehen. Dagegen habe man nichts machen können, weil sich nichts beweisen ließ. Nach ihrem Eindruck herrschten in den großen Wäldern Finnlands die Forstmaschinen – und es gebe keine Waldpolizei, die auf die Einhaltung der Vorschriften achte.
Da es diesmal Augenzeugen und sogar ein Video gibt, dürfte dieser Fall anders ausgehen. Das finnische Naturschutzgesetz sieht eine Strafe je nach Art vor. Dafür gibt es einen Bußgeldkatalog. Laut Yle „kostet“ eine tote Flussperlmuschel 589 Euro.
Neben Abholzungen macht auch die Jagd zurzeit den Wald unsicher. Ein Artikel aus 2020: Mountainbiker in finnischem Nationalpark von Jäger erschossen