Norwegen. Vor einer Woche ist der Klimaprozess vor dem Obersten Gericht Norwegens zur Ölförderung in der Barentssee zu Ende gegangen. Das Urteil steht noch aus. Trotzdem hat das norwegische Ölministerium nun erneut Gebiete zur Ölsuche in der Barentssee ausgeschrieben. Die Umweltverbände sind empört.
In der 25. Konzessionsrunde wurden insgesamt 136 neue Blöcke in neun verschiedenen Gebieten ausgeschrieben. Acht davon liegen in der Barentssee – einige südlich, andere weit im Norden. Ölsuche in der nördlichen Zone ist umstritten, weil die nördliche Barentssee im Winter zufriert. Die Eiskante ist ein biologisch sehr aktives und wichtiges Gebiet. Die jüngst im Verwaltungsplan festgelegte Eiskante verläuft weiter nördlich als es die naturschutzfachlichen Behörden empfohlen hatten. Etwa die Hälfte der neu ausgeschriebenen Blöcke liegt in diesem umstrittenen Gebiet.
200 000 Menschen in Norwegen seien vom Ölsektor abhängig, so Ölministerin Tina Bru in der Pressemitteilung. Neue Funde seien wichtig, um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu erhalten. Ein jüngst veröffentlichter Ressourcenbericht der staatlichen Ölbehörde zeigt, dass mit den jetzt bekannten Funden das Einkommen aus dem Öl ab 2030 sinken wird.
Öl ab 2030 gar nicht mehr gefragt?
Nach dem Klimaabkommen von Paris sollte die Welt sich nach 2030 aber auch immer mehr von fossilen Energieträgern wie Öl abwenden. Genau deshalb hatten die vier Umweltorganisationen gegen die Vergabe der Felder in der 23. Konzessionsrunde geklagt. Ölförderung in der Barentssee ist nicht schnell umzusetzen, da es dort kaum Infrastruktur gibt. Das Öl würde erst ab 2030 auf den Markt kommen. Nach jetzigem Stand ist die Ölförderung in der Barentssee zudem nicht einmal besonders wirtschaftlich, möglicherweise sogar ein Minusgeschäft für den Steuerzahler.
Vertreter der Umweltorganisationen (Natur og Ungdom, Greenpeace Norwegen, Besteforeldrenes Klimaaksjon und Naturvernforbund) sind empört, dass die Regierung nicht einmal das Urteil des Obersten Gerichts im „Klimasøksmål“ abwartet. Die eigene Umweltbehörde kritisiert die Auswahl der nördlichen Blöcke und bemängelt außerdem eine fehlende Bewertung der Klimarisiken. Und die Chefanalytikerin der Nordea-Bank geht in einem Interview mit NRK davon aus, dass die Ölnachfrage 2030 bis 2035 nur noch halb so groß sein könnte wie heute.
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