Longyearbyen/Spitzbergen (Norwegen). Spitzbergen gehört zu den Regionen, die von der globalen Klimaerwärmung am stärksten betroffen sind. Dazu trägt Spitzbergen selbst bei, wenn auch vergleichsweise gering – Kohle aus den örtlichen Bergwerken sorgt dort für Strom und Wärme. Über Alternativen für das Werk in Longyearbyen wird schon lange diskutiert. Und eine könnte sogar schneller gehen als geplant. Darüber berichtete NRK.
Multifuel-Motoren sollen die Kohlefeuerung in Longyearbyen ersetzten – das ist der jüngste Vorschlag für die zukünftige Energieerzeugung in der Inselkommune. Arild Olsen, Vorsitzender des Gemeinderates (Longyearbyen Lokalstyre) möchte gerne im kommenden Jahr schon ein Vorprojekt dazu starten. 2023 könnten die Maschinen bereits die Energieproduktion übernehmen. Zuerst sollen sie übergangsweise Diesel verbrennen, dann beispielsweise Biogas oder Ammoniak. Bei einer schnellen Umstellung könnte sich Longyearbyen die hohen Kosten für die Wartung sparen, die sonst für das Kohlekraftwerk fällig geworden wären, so Olsens Hoffnung. Über die Idee soll im Dezember in Longyearbyen abgestimmt werden. Noch nicht öffentlich ist, wie teuer diese Alternative werden würde.
Kohle – der Brennstoff, der vor Ort ist
Kohlekraftwerke waren für Spitzbergen bisher die einfachste Lösung – schließlich gibt es den Brennstoff vor Ort. Kohlebergbau war lange das Hauptgeschäft auf Spitzbergen, sowohl im norwegischen Longyearbyen als auch im russischen Barentsburg. Doch er ist unwirtschaftlich geworden, und die norwegische Regierung hat beschlossen, die eigenen Gruben aufzugeben. Lediglich Gruve 7 sollte noch weitergeführt werden, solange die Kohle reicht – um Longyearbyen zu versorgen.
Kohleverbrennung ist bekanntlich aber auch eine große CO2-Quelle und Spitzbergen vom Klimawandel schon stark getroffen. Es hatte durchaus Symbolwirkung, dass die Rekordtemperaturen am 26. Juli dazu führten, dass Gruve 7 mit Gletscher-Schmelzwasser überflutet wurde. Erst am 31. Oktober gelang es, den Betrieb in der Grube wieder in Gang zu setzen.
Suche nach Alternativen
Das Kohlekraftwerk von Longyearbyen stammt aus dem Jahr 1982 und liefert 12 MW elektrischen Strom und 16 MW Fernwärme für die rund 2300 Einwohner von Longyearbyen. Laut NRK wurden dabei allein in 2019 78 000 Tonnen CO2-Äquivalent freigesetzt. Über eine alternative Energieversorgung wird schon lange diskutiert. Das Öl- und Energieministerium hatte dazu auch eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die 2018 übergeben wurde. Die Verfasser favorisierten eine Lösung mit Flüssiggas. Kritiker nannten dies eine „Technologie von gestern“. Komplett vom Tisch ist vermutlich nur die Kabel-Lösung. Darüber hätte Spitzbergen an Festland-Norwegens Wasserkraft-Strom teilhaben können. Doch dies wäre enorm teuer.
Auch Barentsburg bezieht seine Energie aus einem Kohlekraftwerk, das vom russischen Bergbauunternehmen Trust Arktikugol betrieben wird. Dort leben noch 455 Menschen. Bisher ist nicht bekannt, ob für diese Anlage auch Alternativen gesucht werden.
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