Mit Social Media gegen Sveaskog: Wald vorerst gerettet

Schweden. Sveaskog will wertvollen Wald abholzen und Rentiere im Winter hungern lassen. Diese Botschaft fand große Aufmerksamkeit über die Grenzen der Region Norrbotten hinaus. Nun hat Schwedens größter und außerdem staatseigener Waldbesitzer einen Rückzieher gemacht: Die geplanten Abholzungsaktionen sind zunächst abgesagt.

Sofia Jannok Kampagne

Sofia Jannoks Social-Media-Kampagne auf Instagram und Twitter.

Die betreffenden Gebiete nördlich von Moskosel im nordschwedischen Inland dienen den Rentieren von Luokta-Mávas sameby als Winterweide  – alter Wald, in dem es sowohl Flechten am Boden als auch an Ästen hängende Flechten gibt.  Sveaskog wollte dort mehrere Flächen zwischen fünf und 20 Hektar per Kahlschlag abholzen. Nach einem solchen Eingriff sind normalerweise nicht nur die Bäume weg,  sondern auch der Boden zerstört. „Wenn sie den Wald diesen Winter nehmen, überleben die Rentiere nicht einmal bis zum Frühjahr“, so der Vorsitzende von Luokta-Mávas sameby, Lars Anders Baer, in einer Pressemitteilung an Sameradio und SVT Sapmi. Sveaskog und Luokta-Mávas sameby waren sich in den Verhandlungen zuvor nicht einig geworden. „Sie wollten 700 Hektar abholzen, und wir haben bei 200 Hektar zugestimmt“, so Lars Anders Baer zu Sameradio/SVT Sapmi. Sveaskog spricht von 300 Hektar. Baer meint, die Forstwirtschaft habe in der Region bereits genug zerstört. Für die verbliebenen Flächen sei er bereit, vor Gericht zu gehen.

Dieser Plan entsetzte nicht nur die Rentierhalter in dem Gebiet zwischen Arjeplog und Älvsbyn. Auch Naturschützer beklagen, hier solle hochwertiger Wald mit großer Artenvielfalt abgeholzt werden, darunter uralte Kiefern und Arten der roten Liste. Alten Wald abzuholzen, widerspreche auch den Klimazielen. Und die Rechte des Urvolkes würden nicht respektiert.

Sofia Jannok: Stand with Luokta-Mávas

Luokta-Mávas sameby hat vor Ort eine Verbündete, die über die Region hinaus bekannt ist: die samische Musikerin und Aktivistin Sofia Jannok. Sie verschickte einen Aufruf über ihr Instagram-und Twitter-Konto. Eine Unterschriftensammlung zur Rettung des Waldes war gestern Abend schon nahe an 9000. Und schließlich teilte auch noch Greta Thunberg Jannoks Aufruf und einen Artikel von natursidan.se zum Thema.

Sveaskog kündigte daraufhin zunächst an, die geplante Abholzaktion zu „pausieren“ und weiter einen Dialog führen zu wollen. Gestern gab das Unternehmen in einem Update bekannt, alle Pläne auf dem Gebiet von Luokta-Mávas sameby würden zurückgezogen bis auf zwei: Eines, über das man sich mit dem Sameby einig geworden war und ein anderes, das vor Gericht liegt. Für wie lange das gilt, ist unklar.

Sveaskog ist nicht zum ersten Mal wegen seiner Geschäftspraktiken in der Kritik: Erst vor kurzem erhielt das Unternehmen den Greenwashing-Preis: Schwedischer Greenwashing-Preis geht an Sveaskog

Zu Sofia Jannok siehe auch:Samische Künstler

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