Helsinki (Finnland). Auf dem Platz Kansalaistori vor der neuen Oodi-Bibliothek in Helsinki stehen seit gestern große Eisblöcke, die nun vor sich hin schmelzen. Die Aktion soll symbolisieren, dass auch Helsinki vom steigenden Meerwasserspiegel betroffen ist, wenn die Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung schrumpfen. Dahinter steht Lahti, zurzeit Europas „grüne Hauptstadt“.
Europas „Grüne Hauptstädte“ sind weniger bekannt als die Kulturhauptstädte, es gibt sie auch noch nicht so lange. Ausgezeichnet werden hier beispielhafte Lösungen für die Umwelt auf lokaler Ebene. Die erste war Stockholm 2010, danach kam Hamburg 2011. Lahti 2021 begnügt sich nicht mit den eigenen Grenzen, sondern macht einen Abstecher in die Hauptstadt, die an der Küste liegt und vom ansteigenden Meeresspiegel mehr bedroht ist. Die Eisblöcke wurden laut Yle im Winter in Ylläs, Finnisch Lappland, gefertigt und wurden seitdem aufbewahrt. So schmelzen sie nun vor den Augen der Öffentlichkeit und nicht fernab wie die meisten Gletscher. Die Installation stammt vom finnischen Architekten Erkko Aartti. Dazu gehört auch ein hölzerner Info-Pavillon.
Konzert für bedrohte Küstenorte
Lahti spendiert außerdem nicht nur Helsinki, sondern 99 weiteren Küstenstädten den Genuss eines extra zum Thema geschaffenen Werkes, ICE. Gespielt wird das zehn Minuten lange Stück vom weltweit ersten CO2-neutralen Symphonieorchester aus Lahti. Komponistin Cecilia Damström, Jahrgang 1988, stammt selbst aus Helsinki und ist bekannt für Werke mit politischer Aussage.
Die Musik ist am Computer nur in einer der 100 am meisten vom Hochwasserspiegel bedrohten Städte zu hören – dafür sorgt Geoblocking. Erfolgreich dürfte man damit in Hamburg und Bremen sein, die auf der Liste stehen, oder mit einem guten VPN. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Natürlich sind auch die finnischen Küstenstädte darunter. Lahti strebt Klimaneutralität bis 2025 an. Die Aktion in Helsinki soll noch bis zum 15.August dauern.